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versorgen. Die ganze Umgebung ist Kalkgebilde, die besonders in der Fätra steilwandige
Schluchten aufweist, z. B. das Thal von Roßina und den von Kalkwänden gebildeten
Engpaß Jvonczi-Djeli, der sich nach dem im Thale von Turö-Tridvori gelegenen Wall-
fahrtsorte Visuyo öffnet. Mehrfach kommen auch hübsche Wasserfälle vor. Das Rajcsanka-
Thal selbst gleicht, von Pornbka angefangen, irgend einem verwüsteten Burgensystem,
denn aus der Sandsteinbasis dringen längs der ganzen Thalwand lauter riesige Jura-
kalkfelsen empor, ein auffallender Gegensatz zu den gegenüberliegenden Tannenwäldern
und als Alpentriften erscheinende» Lichtungen. Der Anblick ist überaus malerisch. Solche
Bilder begleiten uns bis Rajeez, diesem immer mehr aufblühenden Badeorte, dessen
eisenhaltige warme Alaunquellen kaum ihresgleichen im Lande haben. Ihre Temperatur
ist 35 bis 29 Grad Celsius, das Wasser ist rein, durchsichtig, geruchlos, und steht seiner
Wirkung nach zwischen dem von Wildbad und Gastein. In 420 Meter Meereshöhe
am Südfuße des aussichtsreichen Szalkiberges gelegen und von diesem gegen Norden
vollkommen geschützt, stellt sich der Badeort sehr anmuthig dar; der Schnee bleibt auf
seinem Gebiete nicht liegen. Das Bad ist alt, aber inan baut und es wächst; es gewährt
Heilung, Komfort und Zerstreuung; die schöne Umgebung eignet sich für Ausflüge. Einst
war der Ort Lieblingsaufenthalt der Christine Nyary de Bedegh, Gemalin eines Palatins
Thnrzö. Eine halbe Stunde weiter liegt die Gemeinde Rajeez, die eine durch den Palatin
Thurzö erbaute evangelische Kirche hat. Der Ruf der Rajeczer Leinwanddrucker und
Leinwandhändler ist weithin verbreitet, sie beziehen mit ihrer Ware die entferntesten Märkte.
Rajecz war Hauptort der 21 Gemeinden umfassenden Domäne Ljetava, so
benannt nach der gleichnamigen Burg, die den Thalweg nach Süden zu bewachen hatte.
Sie wurde 1360 auf Geheiß König Ludwigs I. (des Großen) erbaut und bot durch ihre
hohe Lage von 664 Meter in unruhigen Zeiten der Landbevölkerung Zuflucht. Ihr erster
Besitzer war Bebek, von diesem erhielt sie Emerich Zapolya, Gatte Ursula Bebeks, als
Lohn für seinen erfolgreichen fchlesischen Feldzug. Sein Bruder Stefan gab die Herr-
schaft an Michael Koßtka von Sedletz weiter, für dessen Vermittlung der Heirath zwischen
Barbara Zapolya und dem Polenkönig Sigismnnd. Koßtkas Tochter wurde die Gattin
Franz Thurzos, einstigen Bischofs von Neutra, der alsbald ein mächtiger Hort und
Verbreiter des Protestantismus in dieser Gegend geworden war. Von ihm ging die
Burg aus die Erben in weiblicher Linie über. Jetzt ist sie Ruine; an ihren Mauern sind
hie und da noch Spuren alter Malerei sichtbar, auch ein tief in den Fels gehöhlterBrnnnen
wird gezeigt. Nahe bei Ljetava liegt die Gemeinde Bicsieza, mit mehreren Herrensitzen,
nnter denen das Baron Popper'fche Schloß hervorragt.
Zwischen den Thalmündungen der Varinka, Kisncza und Rajesanka bildet das
Waagthal ein eirundes Becken von 17 Kilometer Länge bei 5 Kilometer größter Breite.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch