Seite - 308 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 308 -
Text der Seite - 308 -
308
Industrie bald bis weit über die Landesgrenze hinaus berühmt. Gegenwärtig hat die
Großindustrie diesen Gewerbezweig erdrückt, doch bewahrt die Gemeinde noch immer die
Urkunde über die zwischen ihr und Räköczy 1K46 vereinbarten Urbarial-Ablösungen, das
von 1600 bis 1849 reichende Zunftbuch der Tuchweber und einige Marktbefugnisse.
Pnchö hat noch jetzt einen bedeutenden Viehmarkt und ist Hauptsitz des Getreideverkehres
aus dem Waagthal nach Mähren, Ungefähr ein Kilometer von Pnchö steht im Thale
von Dohnany, von rothem Felskalk umgeben, 200 Meter über der Sohle des Waag-
thals, der weiße Kalksteinfelsen Vesska, durch den eine 18 Meter breite Scharte geht.
Der Fels war schon in der Urzeit befestigt und noch im XIV. Jahrhundert stand oben das
„castrum k^ekov". Seine Umgebung, die auffallend an die urzeitliche Niederlassung
„Schweizersbild" bei Schaffhansen erinnert, ist neuestens durch die Ausgrabungen des
Freiherrn von Hoenning O'Caroll zu großem Rufe gelangt. Unter den hier gefundenen
Gegenständen sind fast alle Epochen, bis zu den Resten der Steinzeit zurück, vertreten.
Über Pnchö hinaus liegt am Fuße des von Lißa bis zum Vlarapaß reichenden
Okrlißkö-Gebirges, an beiden Waagnsern, das Becken von Jllava. Die inselartige felsige
Kalksteinformation des nordwestlichen Grenzgebirges erscheint in dieser Gruppe am
charakteristischesten in der Gegend von Prußka und Lednicz bis nach Pnchö hin, wo
nicht nur die Jurakalkselsen des Oroßlänkö (Podhragy) und Vöröskö (Rottenstein),
sondern auch die inmitten liegenden, burgruinenähnlichen Felsmassen sehr malerische
Bildungen siud. Hie und da stehen auch die den Schichten des Karpathen-Sandsteines
augehörigeu Felsen zu Tage, über denen der, der mittleren Kreidezeit angehörige, soge-
nannte Puchöer Mergel lagert. Von den dortigen Thalhängen eilen zahlreiche Bäche
nieder; auch kommen Bergrutsche häufig vor, denn durch die schief aufgelagerten Schichten
dringt das Wasser ein und weicht den Mergel auf, worauf das auf diesem ruheude Erd-
reich in erst langsames, dann immer schnelleres Rutscheu geräth.
Unter den Ortschaften längs des Weges fällt Medne auf. Das dortige Schloß ist
Stammsitz der Mednyänßky und birgt eine reiche Geweihsammlung. Die Umgebung ist
ein förmlicher Wald von Obstbäumen, da Alexander Mednyänßky ausgedehnte Pflaumen-
gärten angelegt hat, deren Ertrag theils durch Branntweinbrennerei, theils durch
sorgfältiges Dörren in einem vortrefflich eingerichteten Darrhause verwerthet wird. Sein
Beispiel hat das Volk der Gegend zu gleicher Thätigkeit angespornt, besonders im Puchöer
Bezirk, wo das Dörren von Pflaumen und anderem Obst als wichtiger Erwerbszweig
betrieben wird und einen bedeutenden Export ermöglicht. Die Ortschaft Znbäk hat
mageren Boden, der nur Hafer hervorbringt. 1894 wurde hier eine Lehrwerkstätte für
Filzschuhe errichtet, um der Bevölkerung einen Erwerb zu bieten. Weiterhin liegt in einem
Engthale, von schönem Eschen-, Buchen- und Tannenwald überragt, die Ortschaft Lednicz.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch