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In dem Bruderreich Wladimir herrschte damals sein Vetter Wladimir Wasylkowiez,
der, von unheilbarer Krankheit befallen, ein überaus trauriges, aber gottergebenes, mild-
thätiges, den Betrachtungen über das Jenseits, der Wissenschaft uud Kunst gewidmetes
Dasein führte. An diesem den idealen Gütern zugewandten Hofe lebte unser Chronist, der
Bersafser der sogenannten Wvlhynisch-Haliczer Chronik, ein Freund und Verehrer des
Fürsten Wladimir und Feind der Bojarenschaft, ein liberaler, humaner Mensch nnd
gebildeter Kunstkenner, dessen Werk eine wahre Fundgrube politischer, socialer und kunst-
geschichtlicher Nachrichten ist. Leider versiegt diese reichhaltige Quelle mit dem Jahre 1292
zum unersetzlichen Schaden der rnthenischen Geschichte; denn für den folgenden Zeitraum
— und das ist eben der letzte
Zeitraum der Selbständigkeit
von Haliez und Wladimir —
sind uns nur höchst dürftige
Nachrichten hinterblieben.
Nach Lew I. folgte sein
Sohn Georg I. (1301 bis
1308), nach diesem Andreas
von Wladimir (1308 bis 1324)
als oberster Fürst und Lew II.
von Halicz (1308 bis 1324),
mit deren Tode die Dynastie
der Romanowiezen erlosch. So
wenig wir von der Regierung
dieser Fürsten berichten können,
Siegel des Herzogs Lew II. von Ruthenien, Galizien und Lodomerien (131K),
Vorderseite. so scheint es doch gewiß zu sein,
daß sich damals höchst wichtige Ereignisse in Rnthenien abgespielt haben. Vor Allem
verdient die große Macht Beachtung, zu der sich Lithauen emporschwang, das außer dem
Vertheidignngskampse gegen den deutschen Orden sich die Ausbreitung in den rutheuischen
Gebieten zur Aufgabe stellte. Schou Meudog herrschte iu dem sogenanuten Schwarz-
ruthenien und in dem Lande Potock. Besonders bedeutende Ersolge erreichte in dieser
Beziehung einer seiner Nachfolger Gedymiu (1315 bis 1341), welcher den Norde»
Wolhyniens au der Prypec uud Narew für Lithauen eroberte, durch eine Heirat seines
Sohnes auch das Gebiet Witebsk in Weißrnthenien für dasselbe gewann nnd auf diese Weise
eiu stattliches Reich bildete, das halb lithauisch, halb rutheuisch war, weshalb er sich denn
auch den Titel: „König der Lithauer uud Ruthenen" beilegte. Die höhere rnthenische Cnltnr
ermangelte dann nicht, ihren Einfluß auf Lithauen auszuüben; das rnthenische Element
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch