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da er gezwungen war, sich ans Eigenem auszurüsten nnd während der häufigen Feldzüge
zu erhalten, also aus dem beginnenden Aufschwünge des Ackerbaues nicht den erwünschten
Nutzen ziehen kannte. Dieser Stand hatte anch unter den Mißbräuchen des Gerichts-
wesens und der Verwaltung am meisten zu leiden und versprach sich das Beste von einer
fürsorglichen königlichen Regierung und von der Schmäleruug des Einflusses der geistlichen
und weltlichen Hierarchie. Dieser Landadel war es auch, welcher auf dem Feldzuge nach
Preußen im Jahre 1454 in dem Lager von Nieszawa den König nm Abstellung
verschiedener Mißbräuche bestürmte und von demselben das verbriefte Versprechen einer
weitgehenden Reform empfing, unter anderen auch die Zusage, daß er den Adel der einzelnen
Territorien zur Berathung in Steuer- und Kriegssachen berufen werde. Doch wären die
Massen nicht im Stande gewesen, ^
einen wirklichen Kamps gegen die
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die Ideale des römischen Rechtes ^damc S gisnm«d
nach Möglichkeit zur Geltung zn
bringen suchten. In ihnen verkörperte sich die neue politische Richtung, welche im Abendlande,
vor allem in Frankreich, zum Durchbruch gelaugt war. Einer von ihnen, Johann Ostrorog,
entwarf sogar das Programm einer vollständigen Reform des polnischen Staatswesens,
welche in der Suprematie des Staates über die Kirche, in der Stärkung der königlichen
Gewalt, in der Abschaffung der Privilegien und in der Anferlegnng von Stenern gipfelte.
Leute dieser Richtung, die sogenannten juniores, scharten sich jetzt um den König, traten
theilweise in den Kronrath ein und verhalfen dem Könige zum Bruche der Privi legien,
die bisher fiir unantastbar gegolten hatten. Der Geist der neuen Zeit blieb zwar auch
auf Einzelne nicht ohne Wirkung; der geistliche Stand als solcher aber war keineswegs
gesonnen, ans seine Privilegien freiwillig zu verzichten und gab oft erst Gewaltmitteln von
Seite des Königs nach; die Autonomie der Domcapitel iu der Wahl der Bischöfe wurde
beseitigt. Die vom Könige ernannten Bischöfe erwiesen sich den Anforderungen des neuen
Galizien. 13
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch