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die Erziehung in seiner Hand hatte, im Jahre 1773 aufgehoben wurde. Das gesaminte
Unterrichtswesen wurde nun vom Staate organisirt und geleitet. Volksschulen in größeren
Städten, einige Gymnasien und die von Josef II. im Jahre 1784 gegründete Universität
i n Lemberg vermittelten die Bildung.Die Unterrichtssprache war die deutsche, theilweise die
lateinische, der Unterricht war hauptsächlich auf die Heranbildung von Beamten berechnet.
Die so organisirte Verwaltung verbürgte wohl dem Lande äußere Ordnung und
inneren Frieden, war aber nicht darnach angethan, die natürlichen Kräfte des Landes und
seiner Bevölkerung zu heben und dieselben, sei es in wirthschaftlicher, sei es in kultureller
Beziehung zu entwickeln. Die durchgeführte Ordnung der bäuerlichen Verhältnisse blieb auf
halbem Wege stehen, so sehr sie auch den Bauern zugute kam, und verursachte unliebsame
Reibungen zwischen den beiden im Lande dominirenden Gesellschaftsclassen. Der Bureau-
kratie, der die Rolle eines Schiedsrichters zwischen diesen Ständen zugefallen war, räumte
Medaille auf die Gründung der Lemberger Universität.
sie zwar eine fast unbeschränkte Machtvollkommenheit ein, bürdete ihr aber eine Aufgabe
auf, welcher diese auf die Dauer nicht gewachsen war. Die Regierungspolitik Josefs II.,
welche in den österreichischen Erbländern vielfach Mißmnth uud Opposition hervorrief,
war auch nicht geeignet, das neu erworbene Land an die Monarchie durch mehr als äußere
Baude zu knüpfen.
Diese Thatsache entging nicht der Einsicht Leopolds II., welcher seinem Bruder Josef
auf dem Throne folgte und Galizien gegenüber eine andere Politik beobachtete. Gleich
nach seinem Regierungsantritte knüpfte er mit hervorragenden Persönlichkeiten unter dem
galizischen Adel Verhandlungen an, welche den Zweck hatten, die Wünsche des Landes
möglichst zn befriedigen nnd die galizischen Polen dauernd an Österreich zu fesseln. Das von
den galizischen Delegirten vorgelegte Projeet einer besonderen Verfassung für Galizien bildete
auf Befehl des Kaisers den Gegenstand eingehender Prüfung im Schoße der Regierung
und gewann nach mehrmaliger Umgestaltung eine immer coneretere Gestalt. Die absolute
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch