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des Grundbesitzes, besonders im Westen, jedes benützbare Stück Boden der Cultur
unterzogen. An der Nordgrenze des Landes ging diese Erweiterung der Ackerfläche
verhältnißmüßig später vor sich und bewegte sich zum Theil in engeren Grenzen,
insbesondere in sandigen Gegenden, die viel absoluten Waldboden aufweisen.
Das in der ersten Halste dieses Jahrhunderts in der Bewirthschaftung der Äcker
entschieden vorherrschende System war die Dreiselderwirthschaft. Zu Ende des dritten
Jahrzehnts begann indessen die allmülige Einführung der Fruchtwechselwirthschaft
zunächst auf einzelnen großen Gütern, die auswärtige Vorbilder nachahmten und von der
wissenschaftlichen Bewegung auf dem Gebiete der Landwirthschaft Nutzen zogen, dann
aber auch auf anderen landtäflichen Gütern, insbesondere seit dein Aufkommen zahlreicher
Branntweinbrennereien, für die der Anbau der Kartoffeln sich immer mehr ausbreitete und
welche zugleich durch die in Verbindung mit denselben betriebene Viehmast eine intensivere
Düngung ermöglichten. In dem podolischen Gebiete fand erst nm diese Zeit, zum großen
Theile anch noch später, eine regelmäßige, weuu auch nur in längeren Zwischenräumen
Gebirge, die Aufzucht von Ochsen für die Stallmastuugeu bei den Brennereien in der
Ebene nnd für die Ausfuhr nach dem Westen (insbesondere für den Olmützer und Wiener
Markt), endlich die Holzflößerei und die Zufuhr des Holzes zu den Salzsiedereien und den
damals zahlreichen Hüttenwerken, wo sich die Verarbeitung der minder ergiebigen Eisenerze
damals noch lohnte, das waren die Hanptnahruugsquelleu der ländlichen Bevölkerung in
dem breiten Landstriche längs der Karpathen. In den Waldgegenden an der Nordgrenze
des Landes bildete wieder die Gewinnung von Theer und Holzkohle neben der Arbeit im
Walde und einiger Holzindustrie die Grundlage des Unterhaltes der damals spärlichen
Bevölkerung. Seit den Zwanziger-Jahren dieses Jahrhunderts wurde nun zunächst in der
südlichen Region längs des Gebirgszuges durch Waldrodungen, durch Urbarmachung öder
Flächen und Trockenlegung mittels offener Gräben die Ackerfläche ansehnlich erweitert und
später wurde mit dem raschen Anwachsen der Bevölkerung und der fortschreitenden Theilung
Altpolnischer Bauernpflug.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch