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Die Prophetin Anna. 57
gen, die zu demselben gehörten). Tage und Nächte brachte
sie in dem Gebethe zu. Sie aß sehr wenig, und führte in Allem,
wie Johannes der Täufer, eine strenge Lebensweise. So strenge sie
aber gegen sich selbst war, so mild und gütig war sie gegen Andere.
Die innige Freude an Gott machte sie auch freundlich gegen alle
Menschen. Sie war eine weise Lehrerin derjenigen, die ihrem Un-
terrichte anvertraut wurden, und eine liebevolle, erfahrene Trösterin
Aller, die bei ihr Trost suchten. Die Meinung, daß auch die Got-
tesmutter in den Jahren ihrer Jugend unter der Leitung der gott-
erleuchteten Prophetin Anna im Tempel erzogen worden sey, ist gar
nicht unwahrscheinlich.
Als der ehrwürdige Greis Simeon das Kind Jesu noch auf
seinen Armen hatte, und eben die merkwürdige Prophezeiung aus-
sprach, kam diese Prophetin Anna, gewiß nicht ohne innern gött-
lichen Antrieb, auch herzu, erkannte, wie Simeon, in dem holden
Kinde den verheißenen Messias, und gerieth, wie dieser, in die höchste
Freude. Sie brach, wie cr, in laute Lobpreisungen Gottes aus.
Allen, von denen sie wußte, daß sie auf den Erlöser hofften, ver-
kündete sie diese große Frcudennachricht. Nur reinen, edlen Seelen
gibt Gott seine Wege zu erkennen; für unheilige bleiben sie ein un-
durchdringliches Geheimniß.
Die heilige Anna war, als sie das Glück hatte, den Messias
im Tempel zu sehen, 84 Jahre alt. Wie lange sie nachher noch
gelebt habe, sagt die heilige Geschichte nicht. Aber gewiß war ein
getroster und sanfter Tod die Krone ihres guten Lebens.
An den heiligen Simeon, und an die heilige Anna erinnert
uns die katholische Kirche am Feste Maria Reinigung, oder an dcm
sogenannten Lichtmeßtage. — Die Entstehung und Bedeutung des-
selben wurde oben schon bei den Festen Mariens angegeben. Hier
soll also nur noch das, was der heilige Isidor, Bischof von Tole-
do, sagt, und dann eine Bemerkung stehen. Isidor sagt: „Die
Christen vereinigen sich an Maria Reinigung mit Kerzen in der Hand
unter Lobgesang und Psalmen, um die Kirche und heiligen Orte ei-
uen Umgang zu halten. Dieser Gebrauch wurde von der Kirche je-
ner Gewohnheit entgegengesetzt, da die Heiden an ihrem Reinigungs-
tage im Februar um ihre Tempel, oder um einen Theil der Stadt
herumzogen."
Die christlichen Mütter kommen nach beobachteten Wochen zur
Kirche. Da sollen sie Gott danken für ihre Erhaltung, ihm ihr
Kind opfern mit dem Gelübde, dasselbe, als ein von Gott anver-
trautes Unterpfand so zu erziehen, daß es als ein rechtschaffener
Christ zur Ehre und zum Wohlgefallen Gottes, und zur Erbauung
der Kirche Jesu Christi heranwachse.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen