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Am 6. Jänner. 61
stellten, durch höheres Licht erleuchtet, den Messias, den Sohn Got-
tes, erkannten. Hierauf öffneten sie voll der innigsten Verehrung
und Dankbarkeit ihre mitgebrachten Schätze, und machten ein Ge-
schenk mit Gold, Weihrauch und Myrrhen. Die Freuden des Ta-
ges, den die Weisen hier bei der heiligen Familie in Bethlehem zu-
brachten, lassen sich nicht beschreiben. Spät am Abende begaben sie
sich zur Ruhe, und wollten am folgenden Morgen nach Jerusalem
zum Herodes wieder zurückkehren. Allein ein außerordentlicher Traum,
den sie hatten, bewog sie, ihr Vorhaben zu ändern. Nach der in
diesem Traume erhaltenen göttlichen Weisung kehrten sie auf einem
andern Wege in ihr Vaterland zurück.
Wären die Weisen dem Winke des Sternes nicht gefolgt, waren
sie, abgeschreckt von den Beschwerden einer so weiten und gefahr-
vollen Reise, in ihrem Lande ruhig sitzen geblieben; hätten sie in
Jerusalem nicht fleißig nach dem Kinde gefragt; hätten sie sich durch
das, was sie da wahrnehmen mußten, von der fernern Reise nach
Bethlehem zurückschrecken lassen: so hatten sie Jesum nicht gefunden,
und also auch nicht gefunden die Freude, den Trost, die Ruhe und
das Heil, das sie in Jesus fanden. Wer Jesum und mit Jesu
Freude, Friede, Ruhe und die Seligkeit seiner Seele finden will,
der muß unverweilt und mit Vertrauen den erkannten Weg zum
Heile antreten, muß kein Hinderniß für ein Hinderniß ansehen, muß
nicht zagen bei scheinbarer Unmöglichkeit, muß nicht umkehren, wenn
allerlei Leiden eintreffen, sondern bethen, kämpfen, ausharren und
feststehen im Vertrauen auf die Weisheit Gottes.
Die Weisen opferten zu Bethlehem zeitliche Gaben; diese haben
aber auch eine schöne geistliche Bedeutung. Das Gold ist das Bild der
königlichen Würde in Jesus und eines reinen, unschuldigen Lebens-
wandels; der Weihrauch wird ihm, als dem Sohne Gottes darge-
bracht, und bedeutet wahre Gottesfurcht; die Myrrhen bezeichnen
endlich seine Menschheit, und sind das Bild der sinnlichen Abtödtung der
Leidenschaften, die dem sinnlichen Menschen in Ausübung der Pflich-
ten im Wege stehen. — Dieses dreifache Opfer soll jeder Christ
Gott darbringen.
Das Fest der Erscheinung des Herrn ist eines der ältesten Feste
in der christlichen Kirche, und wurde von jeher mit großer Feierlich-
keit begangen — zum freudigen Andenken, daß Gottes Weisheit auch
die Heiden zur Erkenntniß Jesu führte. Es wurde schon im vierten
Jahrhunderte gefeiert, und auch der Tag der Erleuchtung genannt.
Die Gewohnheit, an diesem Tage das sogenannte Drcikönig-
wasser zu weihen, kommt von den Griechen her, und ist kein Ge-
brauch der allgemeinen Kirche; weßwegen derselbe in der lateinischen
an vielen Orten gar nicht Statt findet. Sich an das Tauft
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen