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82 Der heilige Apostel
fängmß zu werfen. Sehr bald versammelte sich eine große Menge
der Christen an dem Orte des Gefängnisses, und drohte, den Aegeas
zu todten, das Gefängniß zu erbrechen, und den heiligen Kirchen-
Vorsteher zu befreien. Andreas widersetzte sich standhaft diesem Vor-
haben und sprach: „Verwandelt nicht das stille und ruhige Leben,
welches Jesus Christus so sehr liebt, in vcrabscheuungswürdigen Auf-
ruhr! Er selbst, der Herr (Jesus Christus) hat, als er überliefert
wurde, Alles willig geduldet; er hat nicht geschmäht, nicht gelästert,
Niemand hat auf der Straße ihn schreien gehört. Seyd also stille!
Erhaltet die Ruhe und den Frieden, und verhindert mein Marter-
thum nicht! Bereitet euch vielmehr selbst auch zum Kampfe, damit
ihr alle Drohungen mit unerschrockenem Gemüthe, und alle Marttrn
mit Standhaftigkcit überwindet. Nur die Angst soll euch beunruhigen,
die gar kein Ende nehmen wird. Der Schrecken, den Menschen ein-
jagen können, vergeht, wie ein Rauch, der so schnell verschwindet,
als er aufgestiegen ist. Nur die Schmerzen sind zu fürchten, die
kein Ende nehmen werden. Sind die Leiden dieses Lebens geringe,
so werden sie leicht ertragen; sind sie schwer, so werden sie bald
durch den Tod vollendet. Jene aber dauern in der Ewigkeit fort,
wo fortdauernder Jammer und erschreckliches Heulen und Weinen
ohne Ende seyn wird. In diesen Jammer wird sich der Landpsie-
ger Aegeas stürzen. Haltet euch also dazu bereitet, daß ihr durch
die zeitlichen Leiden die Freuden einer Ewigkeit erringet, in welcher
ihr ohne Ende fröhlich und glücklich mit Jesus Christus regieren
werdet!"
Durch dieses Zureden wurden die Gemüther der Christen beruhi-
get. Den andern Tag ließ Aegeas den heiligen Apostel wieder vor
seinen Richterstuhl führen, und forderte ihn durch Verheißungen und
Drohungen nochmals auf, den Götzen zu opfern; als er aber sah,
daß dieses Alles fruchtlos sey, ließ er ihn auf die grausamste Weise
geißeln, und suchte darauf wieder, ihn zur Werläugnung des Gekreu-
zigten zu bereden. Andreas sagte ihm aber: „Ich bin ein Diener
des Kreuzes Christi, und mir muß das Kreuz zum Siegeszeichen,
und nicht zum Schrecken werden. Du aber wirst ewige Strafen lei:
den, wenn du durch meine Standhaftigkeit nicht zum Glauben an
Jesus Christus beweget wirst." Ueber diese Rede höchst aufgebracht,
befahl nun der Landpsieger, den Heiligen an's Kreuz zu schlagen,
aber so an dasselbe fest zu binden, daß er nicht bald sterbe, son-
dern durch lange Marter gepeinigct werde.
Als Andreas zur Kreuzigung geführt wurde, erfolgte wieder ein
großer Zusammenlauf des Volkes, welches schrie: „Was hat dieser
schuldlose Mann, dieser Freund Gottes verbrochen, daß er zum Kreu-
zestode geführt wird?" Der standhaste Märtyrer aber bat das Volk
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen