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Der heilige
(Am 21. Tczcmbci,)
Der heilige Apostel Thomas wird auch Didimus genannt. Tho-
mas ist sein hebräischer, Didimus sein griechischer Name: beide ha-
ben einerlei Bedeutung und heißen „Zwilling." Es ist wahrschein-
lich, daß auch Thomas aus Galiläa gewesen sey; sein bestimmter
Geburtsort laßt sich aber so wenig angeben, als sein Stand, oder
die Beschäftigung, der er sich vor dem Berufe zum Apostelamte ge-
widmet hatte. Vermuthlich lebte er, wie andere Jünger des Erlösers,
von der Arbeit seiner Hände. Bald, nachdem der Erlöser sein öffent-
liches Lehramt angetreten hatte, ward Thomas sein Anhänger, und
nachdem er von ihm in die Zahl der Apostel aufgenommen worden,
folgte er ihm beständig auf allen seinen Reisen nach, die er im Juden-
lande und in Galiläa machte.
Es werden in der evangelischen Geschichte zwei Begebenheiten
erzählt, welche uns hinlänglich überzeugen, daß Thomas ein zärt-
licher Freund, ein muthiger Anhänger, und ein sehr aufrichtiger und
lernbegieriger Schüler Jesu gewesen sey, der stets seine Zweifel offen-
herzig darlegte, um in der Wahrheit desto mehr befestiget zu werdcn.
Kurz vor seinem Leiden wollte Jesus von Galiläa, wo er sich mei-
stens aufhielt, nach Bethanicn im Iudcnlande zurückkehren, um dort
seinen verstorbenen Freund Lazarus in's Leben zu rufen. Einige sei-
ner Jünger wollten ihn von dieser Reise aus dem Grunde abhalten,
weil Bethanien nahe bei Jerusalem lag, wo ihn seine Feinde schon
bei seinem letzten Aufenthalte zu steinigen suchten, und wo daher für
ihn eine große Lebensgefahr vorhanden war. „Meister!" sagten sie,
„erst neulich wollten dich die Juden steinigen, und du willst doch
wieder dahin reisen?" Jesus antwortete in einem Gleichnisse, daß
er im Glauben an Gottes Vorsehung, wie im hellen Lichte, sie aber
bei ihrer furchtsamen Klugheit im Dunkeln wandelten. »Sind denn
nicht zwölf Stunden im Tage?" sprach er: »Wer bei Tage wandelt,
stößt nicht an, weil er das Tageslicht sieht. Wer aber bei der Nacht
wandelt, der stößt leicht an, weil er kein Licht hat." Durch diese
Worte zeigte Jesus, daß er im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung
die Todesgefahr nicht fürchte, und verharrte darauf, nach Bethanien
zu gehen. Nun getrauten sich die Jünger nicht weiter ihn davon
abzuhalten, und schienen nicht geneigt zu seyn, die Reise mitzumachen.
Thomas allein war bereit, ihm im Leben und Tode nachzufolgen,
und sprach auch den Uebrigen Muth ein, mit diesen kraftvollen
Worten: .,Wir wollen mit ihm gehen, und sollten wir auch mit
ihm sterben müssen!" Diese Aufmunterung flößte den Aposteln Muth
ein, und alle zogen mit Jesus nach Vethanien.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen