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122 Der heil. Apostel Iakobus, der Jüngere.
so glaube nicht, daß dich Gott verlassen habe, sondern bedenke, daß
Alles zu deinem Besten geschehe, und die glücklichsten Folgen für
dich haben werde, — wenn auch nicht immer hier, doch gewiß in
der Ewigkeit. Mehrere Juden hatten sich, wahrscheinlich auf
Anstiftung der hohen Priester, verschworen, den Apostel Paulus,
wie wir in dessen Lebensbeschreibung umständlicher hören werden, in
Jerusalem zu ermorden; allein er wurde ihren Händen entrissen,
und so ihr Vorhaben vereitelt. Darüber wurden sie in die höchste
Wuth versetzt gegen alle Christen, und faßten die grausamsten Mord:
anschlage, besonders auch gegen den Apostel Iakobus, weil sie glau:
den mochten, daß dieser eine vorzügliche Ursache gewesen sey an der
Rettung des Paulus. Der jüngere Annas, ein stolzer und dreister
Mann, wurde hoher Priester. Der römische Landpsieger Fcstus war
gestorben, und sein Nachfolger im Iudenlande noch nicht angekom-
men. Annas machte sich diesen Umstand zu Nutzen. Er versammelte
den hohen Rath, ließ den heiligen Iakobus und einige andere von
der Kirche Jesu Christi vor denselben stellen, klagte sie der Ueber-
tretung des Gesetzes an, und sogleich wurde das Urtheil gefällt, daß
sie gctödtet werden sollen.
Der alte Geschichtschreiber Hegesippus erzählt den Tod des hei:
ligen Apostels auf folgende Weise: Der hohe Rath forderte von
ihm, daß er auf die Zinne des Tempels steigen, und vor dem Volke
öffentlich bezeugen solle: Jesus der Gekreuzigte sey nicht der Messias.
Allein der treue Jünger des Herrn wollte lieber die Wahrheit mit
seinem Blute besiegeln, und so durch sein Sterben dem Herrn noch
mehr Seelen gewinnen, als noch am Ende seines Lebens, in seinem
hohen Greisenalter, seinem Meister untreu werden. Er stieg zwar
auf die Zinne des Tempels, bezeugte aber von diesem Orte dem
Volke, welches in zahlloser Menge auf dem Tempelplatze versammelt
war, mit freudiger Unerschrockenhcit: daß Jesus der Gekreuzigte, der
wahre Messias und Sohn Gottes, von den Todten auferstanden sey.
Herüber wurden die neben ihm stehenden Priester in solche Wuth
versetzt, daß sie ihn von der Zinne hinunterstürzten. Der Heilige
ward von diesem Falle nicht gleich todt, er erhob sich noch auf seine
Kniee, und bethete in dieser Stellung für seine Mörder, und für das
ganze Iudenvolk; liebevoll, wie sein göttlicher Meister, entschuldigte
er sie mit ihrer Unwissenheit und ihrem unverständigen Eifer. Wäh:
rend er so bethete, wurden Steine auf ihn geworfen, und ein Tuch:
walkcr versetzte ihm mit seiner Walkcrkeule endlich einen so heftigen
Schlag auf das Haupt, daß er todt zur Erde siel. Dieß geschah
im Jahre Christi 62, im 96sten Jahre seines Alters, nachdem er
über 20 Jahre der Kirche zu Jerusalem als Bischof vorgestanden
war. Sein Leichnam wurde nahe bei dem Tempel begraben, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen