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Am 26. Dezember. ii5
blieb einen Tag und eine Nacht liegen, ohne daß die Vögel oder
die wilden Thiere denselben berührten. Die Gläubigen nahmen ihn
auf meinen Befehl bei der Nacht hinweg, und trugen ihn in mein
Landhaus, wo ich ihn begraben habe. Nikodemus, der des Nachts
zu Jesu gekommen ist, befindet sich eben daselbst in einem andern
Sarge. Nachdem er wegen der Liebe zu Jesus von den Juden aus
der Gemeinde ausgeschlossen, und aus Jerusalem vertrieben worden
war, habe ich ihn in mein Landhaus aufgenommen, und allda bis
zum Ende seines Lebens behalten. Ich habe ihn darauf mit Ehren
bei dem heiligen Stephanus begraben. An eben diesem Orte begrub
ich meinen Sohn Abidas, der vor mir in einem Alter von 20 Iah:
ren gestorben ist. Sein Leib liegt in dem dritten Sarge, welcher
höher steht; da bin auch ich selbst nach meinem Tode begraben wor-
den. Ethna, meine Ehefrau, und Semclias, mein ältester Sohn,
die an Jesus nicht haben glauben wollen, sind an einem andern
Orte, der Kapharsemalias heißt, beerdigt worden."
Lucian besorgte, er möchte, wenn er zu leichtgläubig wäre, für
einen Betrüger gehalten werden. Um sich also zu versichern, daß
dieses Gesicht von Gott komme, erwartete er ein anderes, und noch
sogar ein drittes, und hielt, um sich dieser Gnade würdig zu machen,
an im Fasten und Gebethe. Am nächstfolgenden Freitag erschien
ihm Gamaliel in eben derselben Gestalt, und hieß ihn gehorsamen.
Er gab ihm zugleich die Verdienste der Heiligen, deren Gebeine er
ihm entdeckt hatte, zu erkennen, unter dem Sinnbilde von vier Körb:
lein, welche er ihm zeigte, und wovon drei von Gold waren, das
vierte aber von Silber. Zwei aus den goldenen Körblein waren
mit weißen Rosen, das dritte aber mit rothen angefüllt. Das vierte
war voll Safran, der einen sehr lieblichen Geruch von sich gab.
Als Lucian fragte, was diese Körblcin bedeuten, antwortete Gama-
liel: „Es sind unsere Gebeine. Die rothen Rosen stellen den heiligen
Stephanus vor, der beim Eingänge des Grabes liegt. Das zweite
Äörblein deutet den heiligen Nikodcmus an, der sich bei der Thüre
befindet; das silberne stellet meinen Sohn Abidas vor, der, ohne
seine Unschuld besteckt zu haben, abgeschieden ist." Nachdem er dieß
geredet hatte, verschwand er. Lucian erwachte, und dankte Gott;
setzte jedoch sein Gebeth und Fasten fort. In der dritten Woche er-
schien ihm Gamaliel auf ein Neues, warf ihm vor, daß er seinen
Befehl nicht vollzogen habe, und setzte hinzu, die Entdeckung seiner
Gebeine und der Gebeine der übrigen Diener Gottes würde der
Trockene, die damals herrschte, ein Ende machen. Lucian erschrack,
und versprach, ohne Verzug zu gehorchen.
Er begab sich nach dieser dritten Erscheinung sogleich nach Jeru-
salem. Der Bischof Johannes, dem er die ganze Begebenheit «r«
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen