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Am 25. April. 159
Verfassern keine verschiedenen Beschreibungen der Lehren und
Jesu, — keine verschiedenen Evangelien, Auch dieser Um»
stand ist eine gnädige Fügung der göttlichen Vorsehung. Die vier
heiligen Geschichtschreiber Matthäus, Markus, Lukas und Johannes
schrieben die heilige Geschichte, jeder nach seinei Art, an verschiedenen
Orten, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedener Absicht, und doch
stimmen sie in allen Hauptsachen und in den meisten Nebenumständen
vollkommen überein, so, daß Einer der Zeuge für den Andern wird,
und daß wir für die Wahrheit der erzählten Lebensgeschichte Jesu
eben so viele vollgültige Zeugen, als Evangelien haben. Was einer
der Evangelisten nach dem Zwecke, welcher ihn sein Evangelium zu
schreiben, veranlaßte, entweder nur kurz berührt, oder ganz übergeht,
das wird von einem andern ersetzet, oder umständlicher dargestellt.
Wenn die heiligen Evangelisten in der Erzählung einer und der
nämlichen Sache von einander abweichen, so geschieht dieses entweder
nur in gleichgültigen Nebenumständen, oder die Abweichung ist nur
scheinbar, das heißt: sie kommt nur denen vor, die nicht Kenntniß
genug haben, die heiligen Urkunden mit einander gehörig zu ver-
gleichen. Gerade diese Abweichungen und die ungleiche Erzählungs-
weise geben den unwidersprcchlichstcn Beweis, daß die heiligen Evan-
gelisten nicht im Einverständnisse mit einander geschrieben haben.
So ein großer Schatz indessen die heiligen Evangelien sind, so
können sie doch nicht die einzige Quelle aller Lehren und Einrichtungen
der von Jesus gestifteten Religion seyn. Dieses haben die Evange-
listen auch nicht beabsichtiget. Jeder derselben hatte seinen besondern
Zweck bei der Verfassung seines Evangeliums, und keiner die Ab-
sicht, ein vollständiges Lehrbuch der christlichen Religion zu schreiben;
jeder nahm daher nur so viel , und nur das in seiner Lebensbe-
schreibung Jesu auf, als sein besonderer Zweck erforderte. Nur
mündlich hatte Jesus seine Lehre den Aposteln mitgetheilt, nur münd-
lich wurde sie anfangs von diesen wieder verkündiget, unverfälscht,
und vollständig, worüber uns der Charakter der Apostel und die Lei-
tung derselben durch den heiligen Geist die beruhigendste Sicherheit
verschafft. Dieser mündliche Unterricht wurde von Lehrer zu Lehrer,
von Jahrhundert zu Jahrhundert fortgesetzt, so daß er die allge-
meine und übereinstimmende Lehre der gesammten Kirche ist, so
rein und vollständig, wie sie von den Aposteln verkündet wurde; wo-
für der göttliche Beistand des heiligen Geistes bürget, welcher die
Kirche Jesu Christi, wie die Apostel des Herrn, von jeher geleitet
hat, und bis an's Ende der Zeiten leiten wird. >— In dieser allge-
meinen Lehre der Kirche, welche Tradition oder Ueberlieferung ge-
nannt wird, muffen die heiligen Evangelien ihre Ergänzung, und
nur in dieser können sie auch ihre richtige und zuverlässige Erklärung
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen