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Am 24. I
Sohne Timotheus mit, und ihre Mühe ward so gesegnet, daß der-
selbe schon als Jüngling durch seinen lebendigen Glauben, und durch
seine vollkommene Tugend uuttr den Christen sehr ausgezeichnet war.
Wenn die heilige Geschichte schon nichts davon bemerkt, sc> können
wir doch mit Grund vermuthen, daß sich der gut?n Eunice sowohl
in Hinsicht des eigenen Bekenntnisses der christlichen Religion, als
auch in Hinsicht ihrer Bemühung, den Sohn Timothcus zu demselben
zu führen, manche große Hindernisse, wahrscheinlich auch selbst von
Seite ihres heidnischen Mannes, in den Weg gelegt haben. Allein
sobald sie einmal das göttliche Licht erkannt hatte, war nichts im
Stande, sie von demselben wieoer zu trennen, und ihren Eifer,
immer noch mehr erleuchtet zu werden, zurückzuhalten. Sobald sie
im Chnsteuthume das grölte Glück ihres Herzens gefunden hatte,
konnte sie nichts hindern, das gleiche Glück auch ihrem geliebten
Sohne zu verschaffen. Religion und Tugend allein begründen die
wahre und dauernde Wohlfahrt des Menschen, und nur durch sie
kann das, was die Menschen Erdenglück nennen, ein Beitrag zu
dieser wahren Wohlfahrt werden. >»
Als Paulus im Jahre öl von Jerusalem zum zw.'itenmale
nach Lnstern kam, und die dortige Christengemeinde dem jungen Ti-
motheus ein sehr rühmliches Zeugniß gab, nahm er ihn zu sich,
und bestimmte ihn zum Gefährten und Mitarbeiter auf seinen aposto-
lischen Reisen. Timothcus war nicht beschnitten, weil sein Vater
ein Heide war. Paulus lies) il)n beschneiden, weil er sonst bei den
Juden, die auf die Beschneiduug sehr viel hielten, keinen Eingang
gefunden, und wenig gefruchtet haben würde. Wenn Paulus den
Timotheus der Beschncidung, die doch nicht nothwendig gewesen
wäre, unterwirft, und so dem Borurtheile der schwachen Juden
nachgibt, um dadurch einen desto gröpern Gewinn für das- Reich
Gottes zu machen, so belehrt er uns durch sein Beispiel, daß auch
wir den Vorurtheilen schwacher Menschen jedesmal nachsichtig weichen
sollen, wenn es ohne Verletzung deo Gewissens geschehen, und da-
durch oas Gute befördert, ooer die Liede und Eintracht erhalten
werden kann. Wenn etwas an sich selbst erlaubt ist, aber dem
schwächern Mitmenschen zum Anstoße werden könnte, so fordert die
Liebe, daß wir es unterlassen; und wenn wir etwas ohne Verletzung
unserö Gewissens unterlassen dürften, diese Unterlassung aber dem
schwächern Mitbruder zum Aergernisse gereichte, so sollen wir es
thun, nicht scheuend die Mühe und Beschwerde, die damit verbunden
ist. Paulus, der in seiner unbegranzten Liebe Allen Alles werden
wollte, sagt: „Wenn die Speise (/oas Fleisch von den Götzenopfern)
meinen Bruder ärgert, so will ich in Ewigkeit kein Fleisch essen,
damit ich meinen Bruder nicht ärgere." (1. Kor. 8, 13.)
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen