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Am 10. Februar. 171
da es nun so mit mir ist: Paulus, schon alt, und jetzt ein Gel
fangener um Christi willen, bittet ja nur so. Die Bitte aber betrifft
meinen Sohn, den ich in Banden erzeugt habe, den Onesimus, den
du zuvor zu nichts brauchen konntest, der aber jetzt dir und mir so
nützlich geworden ist, und den ich dir hiemit auch wieder zurücksende.
Nimm ihn auf, nicht anders, als mein eigenes Herz!
Ich hatte ihn gerne bei mir behalten, damit er mir jetzt, da
ich des Evangeliums wegen gefangen bin, statt deiner zur Bei-
hilfe wäre: aber ohne dein Vorwissen wollte ich es nicht thun,
damit dein gutes Werk dir nicht abgenöthiget würde, sondern deinem
freien Willen anheim gestellt bliebe. Er hat sich vermuthlich nur so
auf eine Weile von dir getrennt, damit du ihn auf ewig wieder
bekämest, und in ihm nicht mehr einen Kriecht, sondern statt des
Knechtes einen herzlich' lieben Bruder, ja wohl herzlich lieb, mir
besonders, um wie vielmehr aber dir, sowohl nach dem Acußern,
als um dcs Herrn willen. Nenn du mich also für deinen Mitge-
sellen (im Dienste des Evangeliums) anstehest, so nimm ihn auf,
wie mich. Wenn er dir aber Sckadcn gethan hat, oder noch etwas
schuldig ist: so schreibe mir's auf die Rechnung. Ich Paulus, ver-
spreche es mit meiner Handschrift: Ich will's bezahlen. Denn davon
will ich nichts sagen, daß du auch dich selbst mir schuldig bist. Ei
ja, lieber Bruder! diesen Nutzen lässest du-mich-schon an dir haben,
um des Herrn willen! So gönne denn mir diese Herzenserquickung
um dcs Herrn wegen! Dieß habe ich in voller Zuversicht auf deine
Folgsamkeit dir schreiben wollen; denn ich weiß wohl, daß du mehr
thun wirst, als ich verlange.
Noch eins: richte mir auch gleich eine Herberge zu; denn ich
hoffe, ich werde euch, um eurer Gebethe willen, wieder geschenkt
werden. Einen herzlichen Gruß von Epaphras, der mit mir in
Banden liegt um Jesu Christi willen; auch von meinen Mitarbeitern
Markus, Aristarchus, Demas und Lukas. Die Gnade unsers Herrn
Jesu Christi sev mit euch!"
O Liede! Was maä,st du doch aus den Menschen für edle,
neue, Gottes-Bild lichtheU darstellende Wesen?!
Philemon nahm den Onesimus, wie es Paulus erwartet hatte,
nicht als seinen Sklaven, sondern als seinen Freund und M
auf, und schenkte ihm die Freiheit. Nach dem Berichte des
doret und nach der Meinung anderer älterer Schriftauslcger wurde
Oncsimus von Philemon sogleich wieder nach Rom zurückgeschickt,
damit er dort dem gefangenen Paulus diene. Oncsimus widmete
sich jetzt ganz dem Dienste des Evangeliums, und wurde von Paulus
zum Bischöfe geweiht, und als solcher, wie die apostolischen Konsti-
tutionen melden, der Kirche zu Veroa vorgesetzt. Spater soll er
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen