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Am 4. Februar. 195
Wenn wir aber auch nicht geradezu lasterhaft sind, so sind wir doch
selten so ganz rein, daß uns unser Gewissen gar keine Fehler vor-
werfen könnte, die wir bessern sollten; selten so vollkommen, daß
wir in der Nachfolge Christi nicht noch eifriger seyn sollten. Auch
das soll uns unser Taufname nicht vergessen lassen: „S ind wir
in Christum getauft, so sollen wir auch Christum an:
ziehen.« (Gall. 3, 27.)
Der Taufname erinnert uns an den Heiligen, dessen Namen
wir tragen, und insbesondere daran, daß derselbe durch seinen reinen
Tugendeifer, durch die Standhaftigkeit, womit er die Versuchungen
zum Bösen überwunden, oder durch die aufrichtige Reue und Besse-
rung, womit er seine begangenen Fehler wieder gut zu machen suchte,
die Krone der ewigen Seligkeit erlangt hat. Und diese Erinnerung
kann und soll uns ermuntern, daß wir auch mit Eifer.nach Hei-
ligkeit trachten. Es ist gewiß eine sehr schöne Gewohnheit der christ-
lichen Kirche, daß sie dem Täuflinge, so wie er durch die heilige
Taufe die Rechte, Pflichten und Vortheile des Christenthums erhält,
auch sogleich ein älteres Muster darstellt, dessen schönen Eifer der
junge Bürger des Reiches Jesu Christi, sobald er zum Nachdenken
kommt, stets gegenwärtig behalten soll, damit er zu gleichem Eifer
von Zeit zu Zeit erwecket werde. Beispiele vermögen ungemcin viel
über das menschliche Herz. Sie sind eine fruchtbare O.uclle des Guten,
wie des Bösen, das hieraus entspringt. Die heilige Taufe verpflichtet
uns zur christlichen Vollkommenheit, und das Beispiel des Heiligen,
dessen Namen wir bei derselben erhalten, zeiget uns, daß und wie
es möglich sey, ungeachtet aller Hindernisse, diese Vollkommenheit
zu erreichen, und daß auf den glücklich vollendeten Kampf eine herr-
liche Vergeltung folge. So sagt also der Taufname einem Jeden:
Du hast den Namen eines Heiligen im Himmel, du mußt also
auch dorthin trachten, wohin dieser Heilige durch seine Tugend ge-
kommen ist; denn wahrlich, wenn du nicht vor Allem dorthin trach-
tetest, wenn du nicht den Willen Gottes thun, sondern nur nach
deinen Begierlichkeiten und Lüsten leben wolltest, so wärest du nicht
würdig, den Namen eines Heiligen zu führen! Frage dich öfters:
ob du den, welcher thut, was du thust, welcher gesinnt ist und
wandelt, wie du, für einen Heiligen halten würdest? Es ist eine
Ehre für dich, daß du den Namen eines Heiligen hast, du mußt
dich aber auch dieser Ehre würdig bezeigen.
Auf diese Weise kann uns der Taufname zum Streben nach
Tugend und Vollkommenheit erwecken, wenn wir von unserm Namens-
heiligen auch weiter nichts, als den Namen allein wissen. Noch
vielmehr wird aber dieses geschehen, wenn wir uns, so viel es mög-
lich ist, mit der Lebensgeschichte unseres heiligen Namenspatrons bc-
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen