Seite - 207 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 207 -
Text der Seite - 207 -
Am 10. Juni und am 18. Juli . 207
übrigen Christen mit dem Neubekehrtcn im Gebethe. In der dritc
ten Nacht, welche alle bethend durchwachten, hörten sie eine Stimme
von oben, welche ihnen befahl, daß sie den heiligen Xistus, welcher
damals Bischof in Rom war, zu sich rufen sollen. Dieß geschah.
Der heilige Papst erschien, unterrichtete den Cerealis in den Geheim:
nissen des christlichen Glaubens, taufte ihn, und bekräftigte ihn durch
die heiligen Sakramente der Firmung und des heiligen Abendmahls.
Während dieser heiligen Handlungen, welche wegen Unsicherheit vor
den Feinden der Christen in einem verborgenen unterirdischen Orte
verrichtet wurden, rief Cerealis mit lauter, frohlockender Stimme
aus: »Seht! ich sehe ein Licht, glänzender als die Sonne, ober mir."
Alle Anwesenden priesen Gott für diesen sichtbaren Beweis der Mit-
theilung des heiligen Geistes. Der heilige Histus stärkte sie noch
durch kräftige Ermahnung im Glauben, und kehrte nach Rom zurück,
voll des innigsten Dankes gegen Gott, welcher der christlichen Kirche
durch die Bekehrung des Cercalis ein so erfreuliches Wachsthum ver-
schafft hatte.
Die längere Abwesenheit des Cerealiö von Rom verursachte
ernstliche Nachforschungen nach dem Aufenthalte desselben. Ein ge-
wisser Vincentius kam nach Gabii, um da öffentliche Gelder einzu-
hcben. Sobald Cerealis ihn sah, sprach er zu ihm: „Wisse! daß
ich den irdischen Angelegenheiten entsagt habe, damit ich das ewige
Heil erlange. Denn ich bin zur Erkenntniß gekommen, daß alle
irdischen Dinge, selbst Kronen und Würden nichtig und vergänglich
sind." Wincentius rief höchst erstaunt aus: „O ihr Götter! So hat
selbst Cerealis, der mit der hohen Würde eines Statthalters beklei-
det ist, euch verlassen, und ist leeren Traumen (so nannte der Un-
wissende die Lehre der Christen), gefolgt!" Erzürnt machte er sich
unverzüglich auf, eilte nach Rom, und hinterbrachte dem Kaiser,
daß Cerealis nicht mehr sein Amt verwalte, sondern ein Christ ge-
worden sey.
Kaum hatte Hadrian dieses vernommen, als er in der nämlichen
Stunde noch den Licinius, der früher römischer Bürgermeister war,
nach Gabii schickte, mit dem Befehle, den Cerealis festzusetzen. Li-
cinius befolgte den Befehl des Kaisers, und ergriff nicht allein den
Cerealis, sondern auch den Getulius, den Amantius, und einen ge-
wissen Primitivus; dann fragte er sich schriftlich bei dem Kaiser an,
was er weiter mit den Verhafteten thun solle. Hadrian ertheilte
den Befehl: daß sie, wenn sie den Göttern nicht opfern wollten,
verbrannt werden sollen. Licinius ließ, nachdem er diesen kaiser-
lichen Auftrag erhalten hatte, einen Richterstuhl auf öffentlichem Platze
aufstellen, -und sodann die christlichen Bekenner, mit Ketten gebunden,
vor sich führen. Hier bemühte er sich, dieselben zu bereden, daß
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen