Seite - 208 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 208 -
Text der Seite - 208 -
208 Der heilige Getulius und seine Gemahlin
sie den Götzen opfern. Allein dieses Bemühen war fruchtlos. Alle
bekannten sich laut und öffentlich zum Christenthume, und verharrten
standhaft auf diesem Bekenntnisse. Darüber wurde Licinius sehr auf-
gebracht, ließ sie entkleiden, und grausam schlagen. Während dieser
Mißhandlung lobten sie Gott, und Getulius rief mit lauter Stimme:
„Ich danke Gott, dem Allmächtigen, und meinem Herrn Jesus
Christus, daß ich zum gefälligen Opfer geworden bin. Einen reu:
müthigcn Geist, ein zerknirschtes Herz verschmäht Gott nicht!" Die
heiligen Bekenner wurden jetzt in's Gefängniß geworfen, in welchem
sie 27 Tage verwahrt blieben. Mittlerweile kam Licinius nach Rom,
und berichtete dem Kaiser alles, was vorgegangen war. Dieser ge-
rieth in die höchste Wuth, und ordnete sogleich Kriegslcute ab, mit
dem unmenschlichen Befehle, die im Gefängnisse schmachtenden Bc-
kcnner zu verbrennen. Diese wurden also aus dem Kerker heraus-
gerissen und mit gebundenen Händen und Füßen in das dazu bereitete
Feuer geworfen. Den heiligen Getulius beschädigte das Feuer nicht,
sondern lösete nur seine Bande auf. Gott preisend, trat er unver-
letzt aus demselben hervor. Die Soldaten schlugen ihn nun mit
Prügeln todt. Dieß geschah im Jahre 124. Die Leichen der hei-
ligen Märtyrer wurden ehrenvoll beerdigt von dem Priester Exupe-
rantius, und von Symphorosa, der Gemahlin des Gctulius, welche
nachher mit ihren Söhnen sehr oft an diesem Orte durch Nachtwachen
und Gebeth, zum gleichen Kampfe, den die heiligen Märtyrer ge-
kämpft hatten, sich stärkte.
Gctulius ivar als muthiger Kämpfer seiner Familie vorange-
gangen. Die Gemahlin und die Kinder folgten, nicht weniger mu-
thig, ihm bald nach, wahrscheinlich schon im nächsten Jahre 125.
Es wurde am Anfange des siebcnzehntcn Jahrhunderts noch ein aus-
getrockneter Brunnen gezeigt, in welchem sich die heilige Sympho-
rosa mit ihren Söhnen einige Zeit verborgen aufgehalten haben soll,
um der Wuth der Verfolger zu entgehen. Endlich wurden sie aber
doch das Opfer derselben. Die Veranlassung war folgende:
Die Stadt Tivoli war der Licblingsort des Kaisers Hadrian,
wegen ihrer sehr angenehmen Lage auf einer Anhöhe. Hier ließ er
einen prächtigen Palast aufbauen, in welchem die größten Kostbar-
keiten des Reiches aufgehäuft wurden. Nach heidnischer Sitte sollte
nun dieses herrliche Gebäude durch allerlei abgöttische Ceremonien
eingeweiht werden, wobei die Götzenbilder um Aussprüche, wahr-
scheinlich über die künftigen Schicksale des Kaisers, gefragt wurden.
Die Götzen, oder vielmehr betrügerischer Weise die arglistigen Götzen-
diener, beklagten sich aber, daß sie sehr gequält werden durch das
Gebeth, welches die Symphorosa und ihre Söhne täglich zu ihrem
verrichteten. Wenn diese gezwungen würden, ihnen zu opfern,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen