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'224 Der heilige Justin, Weltweiser und
mit dem Juden Triphon K^It. Von Iuqend alif I,atle er eme
Liede zur Erkenntniß der Wahrheit. Er wandte sich an versch
Männer, die sich für Weltwcise ausgaben, und sich selbst auch dasür
hielten, um durch ihren Untcrrickt eine richtige Erkenntniß von dem
Uebersinnlichen, und von der Gottheit zu erhalten. Allein keiner
dieser vorgeblichen Weisen war im Stande, seinen Geist zu befriedi-
gen. Eines Tages wandelte er ganz einsam nicht ferne von dem
Gestade des Meeres in tiefem Nachdenken über Gegenstände des Ue-
bersinnlichen. Da wurde er auf einmal einen Greisen ^ewaln', d '^r
hinter ihm herging. Justin blieb stehen, und erwartete den Greisen,
aus dessen Angesicht hoher Ernst, und liebevolle Freundlichkeit her-
vorlcuchtete. Dieser ließ sich mit dem nach Wahrheit dürstenden
Jünglinge in ein Gespräch ein, und zeigte ihm, daß er eine wahre
und richtige Erkenntniß Gottes, und der Bestimmung des Menschen
bei den heidnischen Weltweisen nicht findcn werde, sondern sie suchen
muffe in den Schriften der Propheten, und der Apostel, dieser hei:
ligcn Männer, die nichts gelehrt haben, als was sie selbst vom hei-
ligen Geiste, mit dem sie erfüllet waren, gelernt, und deren göttliche
Sendung durch Erfüllung ihrer Weissagungen, und dm h Wunder-
werke bestätiget worden ist.
Durch dieses Gespräch wurde in der Seele Justins, wie er
selbst sagt, ein Feuer angezündet. Er wurde ergriffen von der Liebe
zu den Propheten, und zu jenen Männern, welche Freunde Christi
gewesen sind. Er fing nun an, mit großer Aufmerksamkeit die hei-
ligen Schriften zu lesen, und überzeugte sich bald, daß in diesen
allein die wahre Weisheit enthalten sey. Einen sehr großen Ein-
druck machte auf ihn auch der heilige Wandel der Christen, und die
unerschütterliche Standhaftigkeit der heiligen Märtyrer. Er sagt
selbst: ..Als ich die schwersten Beschuldigungen gegen die Christen
hörte, und doch dieselben den Tod, und alles, was schrecklich ist,
standhaft und unerschrocken dulden sah, dachte ich bei mir selbst, es
sey unmöglich, daß sie den angeschuldigten Lastern und Fleischeslü-
sten ergeben seyen. Denn wer, der sich von den sinnlichen Lüsten
beherrschen läßt, der ein Schwelger ist, und seine Glückseligkeit einzig
in die Befriedigung der Begierden des Fleisches setzt, könnte sich
freudig in den Tod geben, der ihn dem Genusse aller seiner Lüste
entreißt?" Endlich wurde Justin von der Wahrheit der christlichen
Religion vollkommen überzeugt, und ließ sich taufen. Er gibt den
Namen des Greisen, der am einsamen Meeresgestadc ihm begegnete,
nicht an, sondern sagt nur, er sey von ihm gegangen, und nie wie-
der von ihm gesehen worden. Fromme Männer sind geneigt zu
glauben, daß es ein Engel gewesen sey, der in Menschengestalt den
Wahrheitsuchenden, schon zum künftigen Märtyrer bestimmten, jungen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen