Seite - 230 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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230 Der heilige Ptolomäus, und ftine Gefährttn,
Kaiser cin Gesuch, daß ihr eine Zeit gelassen werde, ihre häuslichen
Angelegenheiten ordnen zu können, bevor sie sich auf die Klage des
Mannes verantworte. ^Die nachgesuchte Frist wurde ihr bewilligt.
Der Mann stand nun aber von seiner Klage gegen sie ab, und
warf jetzt seinen ganzen Groll auf einen Christen, Ptolomäus mit
Namen, welcher die Frau zum Glauben an den Sohn Gottes be-
kehrt hatte. Er beredete einen Centurio (einen Hauptmann über
hundert Soldaten), der sein Freund war, den Ptolomäus zu ergrei-
fen, und nur darüber zu befragen, ob er cin Ehrist wäre? Ptolo-
mäus bekannte freudig seinen Glauben, worauf er in's Gefängniß
geworfen, lange in Banden gehalten, und mißhandelt wurde. Endlich
wurde er vor den Pl'äfckt Urbicus gebracht, und ans dessen Befehl,
nach wiederholtem freudigen Bekenntnisse des Christenthums, zum
Tode geführt.
Lucius, ein Christ, war zugegen, als der Präfckt das Urtheil
sprach, und hielt diesem das ungerechte Verfahren vor, daß er einen
Mann, der weder des Ehebruches, des Mordes, noch irgend eines
andern Verbrechens schuldig sey, zum Tode verdamme, bloß darum,
weil er cin Christ sen. Urbicus erwiederte ihm: „Du bist gewiß
auch ein Christ, wie dieser?" „Allerdings bin ich es," antwortete
Lucius. Sogleich wurde auch dieser zum Tode vcrurtheilt, und er-
klärte, ehe er abgeführt wurde, dem Präfekten, daß er ihm großen
Dank schuldig sey, weil er durch ihn der Gewalt ungerechter Her-
ren entrissen, und hinüber gehen werde zum Water und Könige des
Himmels. Noch ein Dritter gesellte sich dem Bekenntnisse dieser bei-
den zu, und erlangte mit ihnen die Marterkrone.
Wie sehr ist es zu bedauern, daß e« sogar unter christlichen
Ehleuten solche gibt, die sich im Genusse ihres Ehestandes der aus-
schweifendsten Unmäßigkeit überlassen, oder wohl gar, wie der Heide,
dessen in der vorangehenden Geschichte erwähnt wurde, ihre unersätt-
lichen Fleischesgelüste auf widernatürliche Weise befriedigen, theils
von ihrer unbezähmten Begicrlichkeit getrieben, theils in der Absicht
den Segen der Ehe gegen die weise Einrichtung des Schöpfers zu
verhindern. Möchten doch alle Eheleute folgende Beschreibung des
alten Tertullian, die er von einer christlichen Ehe macht, tief beher-
zigen: „Wie sollte ich vermögen, das Glück einer Ehe zu schildern,
welche die Kirche stiftet, das Opfer bestättiget, der Segen versiegelt;
welche von Engeln angekündiget, und gültig erklärt wird vom ewi-
gen Vater! Denn auch auf Erden heirathet man ja nicht auf recht-
mäßige Weise ohne Zustimmung der Väter. Zwei Gläubige sind
verbunden unter einem Joche, zu einer Hoffnung, zu einem Gelübde,
zu gleicher Zucht, zu gleichem Dienste. Geschwister sind sie sich ein:
ander, Mitkncchtc ohne Trennung des Geistes, noch des Fleisches.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen