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232 Die heiligen Märtyrer von Vienne und
den allgemeinen Bädern gestoßen, und von den öffentlichen Platzen
verjagt. Bald erfolgte ein obrigkeitliches Verbot, daß sie sich nir-
gends mehr öffentlich zeigen dürften. Dieß war der Anfang der
grausamen Verfolgung.
Die schwachem und furchtsamern (Christen suchten durch die
Flucht der Verfolgung zu entgehen; die stärkcrn aber stellten sich mit
unerschrockenem Muthe dem Sturme entgegen. Sie traten zusam-
men, um einander gegenseitig aufzumuntern, duldeten jede Gattung
der Schmach mit unerschrockener Standhaftigkeit, und was Andern
schwer, oder gar unerträglich schien, nahmen sie mit ruhigem Ge-
müthe auf sich, in der frohen Hoffnung, bald zu ihrem Heilande
zu kommen, und in der Ueberzeugung, daß die Leiden dieser Zeit
gar nicht verglichen werden können mit der künftigen H
welche an uns offenbar werden soll. Anfangs waren sie der
des Volkes blos gegeben, und ertrugen standhaft Verwünschungen,
Lästerungen, Beraubung, gewaltsame Entwendung ihrer Habseligkei-
ten, Steinwürfe — mit einem Worte — Alles, was nur ein ra-
sender Pöbel ersinnen konnte. Alsdann wurden sie auf den öffent-
lichen Richtplatz geführt, da im Angesichte des tobenden Volkes von
dem Kriegsobersten und dem Stadtmagistrate um ihr v'jlaubensbe-
kenntniß gefragt, und als sie einhellig Jesum Christum bekannten,
in das Gefängniß geworfen, wo sie bis zur Ankunft des Statthal-
ters bleiben sollten.
Nachdem der Statthalter angekommen war, winden die in's
Gefängniß geworfenen christlichen Bekenncr demselben vorgeführt.
Dieser tobte mit unbeschreiblicher Wuth gegen sie. Ein Jüngling
aus der Zahl dieser christlichen Bekenner, Vcttius Epagatus mit
Namen, welcher bisher eine so strenge Lebensart geführt hatte, daß
er mit Recht mit Johannes dem Täufer verglichen wurde, konnte
die ungerechten Beschuldigungen, welche gegen die Christen vorge-
bracht wurden, und die Grausamkeit, mit welcher der Statthalter
gegen sie wüthete, länger nicht mehr ertragen, sondern stellte sich,
brennend vor Liebe gegen Gott, und gegen seine christlichen Mitbrü-
der, voll des unerschrockensten Muthes vor das Angesicht des Statt-
halters hin, verlangte für die Christen öffentlich sprechen, und sie
gegen die ungerechten Beschuldigungen vertheidigen zu dürfen. Das
heidnische Volk, welches um den Richterstuhl herum stand, erhob
ein wildes Geschrei gegen ihn. Der Richter selbst nahm die so ge-
rechte Bitte, für die Christen sprechen zu dürfen, sehr übel, und
fragte ihn nur: „Ob er auch ein Christ sey?" und als Epagatus
mjt lauter Stimme sich zum Christenthum? bekannte, wurde er spott-
weise mit dem Namen .)SachwaItcr der Christen" belegt, und so-
gleich den übrigen Märtyrern beigesellt.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen