Seite - 235 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 235 -
Text der Seite - 235 -
Am 2. Juni. 235
anzubrennen. An seinem Körper ganz verbrannt, blieb er doch fest
und unerschütterlich in dem Bekenntnisse des christlichen Glaubens,
abgekühlt und gestärkt durch das lebendige Qucllwasser, welches von
Christus ausgeht. Der ganze Körper dieses starken Kämpfers war
endlich nur eine einzige Wunde, in allen seinen Theilen gewaltsam
verzerrt, zerstoßen, und so entstellt, daß kaum noch die Gestalt eines
Menschen zu erkennen war. Durch seinen unerschütterlichen christlichen
Muth hatte derselbe aber nun auch die Wuth der Pciniger über-
wunden, und seinen Mitkämpfern ein herrliches Beispiel gegeben,
daß die reine Liebe zu Gott Alles zu überwinden im Stande sey,
und daß zur Ehre Jesu Christi jeder Schmerz übertragen werden
könne.
Nach wenigen Tagen wurde Sanctus aufs neue zur Folterbank
gebracht. Die grausamen Heiden glaubten nämlich, daß sie die
Standhaftigkeit desselben gewiß überwinden werden, wenn sie jetzt,
da der ganze Körper noch voll Geschwüre, Wunden und Entzündung
sey, und nicht einmal die leichteste Berührung ohne die empfindlichsten
Schmerze» ertragen könne, die unmenschlichen Foltern erneuerten, oder
daß er unter ihren grausamen Händen sterben, und den übrigen
Christen durch einen so schmerzlichen Tod zum abschreckenden Beispiele
seyn werde. Allein, wen Gott erhalten will, den kann alle mensch-
liche Macht und Bosheit nicht zu Grunde richten. Sanctus wurde
zum zwcitcnmale gemartert, aber gerade in diesen Martern zeigte sich
Gottes Hilfe auf die wunderbarste Weise. Der Körper des Gemar-
terten wurde durch die neuen Martern von den Wunden der früher
überstandenen Peinigungen gcyeilet, und gesund und kräftig wieder
hergestellt, so daß diese Martern selbst eben so viele kräftige Hei-
lungsmittel zu seyn schienen. Auch dieser so glänzende Beweis der
Macht des wahren Gottes war nicht im Stande, die Augen des
verblendeten Richters und der Peiniger zu öffnen.
Eine Frau, Biblis mit Namen, welche vorher aus Furcht vor
den Martern Christum verläugnct hatte, wurde nun doch dessen un-
geachtet auf die Folterbank gebracht, damit sie die Lastcrthaten,
welche man den Christen andichtete, embckennen sollte. Mitten in
den Pcinen, welche sie litt, kam ein göttlicher Lichtstrahl in ihre
Seele. Sie erwachte gleichsam aus einem tiefen Schlafe, überdachte,
wie gering und vorübergehend die gegenwärtigen Schmerzen im Ber-
gleiche mit den ewigen Strafen seyen, und sagte zu den Umstehenden:
„Wie könnet ihr glauben, daß die Christen das Fleisch gemordeter
Kinder essen, da ihnen sogar der Thiere Blut zu genießen verboten
ist." Sie bekannte sich nun wieder laut zum Christcnthumc, wel-
ches sie vcrlaugnet hatte, und wurde den christlichen Märtyrern
beigesellt.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen