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Am 29. Oktober. 27s
fanden den Alexander, den sie jetzt nöthigten, mit Zustimmung der
benachbarten Bischöfe in Jerusalem zu bleiben.
Der heilige Narcissus hatte schon ein ungewöhnlich hohes Alter
erreicht, als Alexander auf den bischöflichen Stuhl zu Jerusalem be-
fördert wurde. Dieses sehen wir aus dem Schlüsse eines Briefes,
welchen dieser an die Christen in Antinoe, einer Stadt Aegyptens,
geschrieben, und den uns Eusebius aufbewahrt hat. In diesem heißt
es: „Es grüßet euch Narcissus, dcr vor mir den bischöflichen Sitz
hier einnahm, und jetzt mir bcisteht mit seinem Gebethe, schon 116
Jahre alt ist, und euch ermähnet, daß ihr Eines Sinnes seyn sol:
let." Nur die Körperskräfte des 116jährigen Greises hatten abge:
nommen, nicht aber sein Glaube, seine Zuversicht, und seine Liebe;
diese stammten immer gleich helle in seinem edlen Herzen. Die Al-
tersschwäche hinderte ihn, an den kirchlichen Verrichtungen, welche
körperliche Anstrengung fordern, Theil zu nehmen; desto thätiger
war aber jetzt sein Geist, durch weisen Rath seinen jüngern Freund
und Nachfolger im bischöflichen Amte zu unterstützen, die Gläubigen
durch heilsame Ermahnungen zu erbauen, und durch anhaltendes
Flehen zu Gott Segen, Trost und Heil für Alle zu erbitten. Je
näher sich sein schwacher Körper zur Erde neigte, desto hoher schwang
sich sein Geist zu Gott empor.
Wohl jedem Greisen, der auch dann noch, wenn er mit seinem
durch die Last dcr Jahre entkräfteten Körper nicht mehr wirken kann,
durch seinen Geist in Glauben, und Liebe bis zum letzten Lebens-
hauche thätig ist durch guten Rath, durch weise Lehren, durch fromme
und liebevolle Ermahnungen, durch das Beispiel der Geduld, und
der gottseligen Zuversicht, durch redliche Sorge für das Heil seiner
Seele,'und durch anhaltendes Gebeth. Dadurch bringt er nicht nur
über sich selbst, sondern auch über seine Mitmenschen den schönsten
Gottes - Segen. Ein weiser und frommer Alter ist eines Hauses
und einer Gemeinde ehrwürdigste Zierde. „Die Krone der Alten ist
reiche Erfahrung, und Gottesfurcht ihr Ruhm." (Ies. Sir. 25, 6.)
„Graue Haare sind des Alters Ehrcnkrone, auf dem Wege dcr Tu-
gend wird sie gefunden." (Sprichw. 16, 31.)
Von dem Umstände, welcher oben von dem Mangel des Oels
zur Unterhaltung des Lichtes in den Lampen angeführt wurde, nehme
ich hier Anlaß, noch ein Wort von dem sogenannten ewigen Lichte
in den katholischen Gotteshäusern beizufügen. Es wird nämlich in
denselben vor dem Tabernakel, in welchem das Allcrheiligste sich be-
findet, ein Licht gebrannt, welches beständig unterhalten wird, und
deßwegen den Namen „ewiges Licht" hat. Dieses ewige Licht ist
nach der uralten frommen Gewohnheit eine besondere Auszeichnung
dc5 Hochwürdigsten, und erinnert jeden, der in die Kirche eintritt,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen