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Am 15. Mai. 305
und lief: „Elender, unseliger Mensch! Einer Stunde Pein wegen
hast du dich in endlose und unaussprechliche Qual gestürzt/' Als
der Statthalter dieses hörte, ließ er sie vorführen, und fragte: „Ob
sie eine Christin sey?" „Ja," antwortete sie, „und eben deßwegen
jammere ich um diesen Unglücklichen, daß er nicht noch ein Weilchen
aushielt, um ewige Ruhe zu finden." „Er hat Ruhe gefunden,"
sprach der Statthalter, „nachdem er den Göttern, und dem unüber-
windlichen Kaiser durch Opfer Genüge gethan hat. So opfere denn
auch du, auf daß ich dich nicht schänden, und dann lebendig ver-
brennen lajse." Dionysia antwortete: „Mein Gott ist mächtiger,
als du. Er kann mir Kraft geben, Alles zu dulden, was du mir
anthun wirst, darum fürchte ich deine Drohungen nicht." Der
Statthalter übergab sie nun zwei Jünglingen zur Schändung. Den
Andreas aber, und den Paulus ließ er wieder in's Gefängniß zu-
rückführen. Die Jünglinge schleppten die Jungfrau mit sich in ihre
Herberge. Bis gegen Mitternacht drangen sie schamlos auf Befrie-
digung ihrer Lust, aber umsonst. Da erschien auf einmal ein strah-
lender Jüngling, der das ganze Haus erhellete. Erschrocken sielen
jene zu den Füßen der reinen Jungfrau, diese richtete sie auf, und
sprach: „Fürchtet euch nicht! Dieser ist mein Hüter und mein Be-
schützer vor der Schande, die der böse Richter durch euch mir an-
thun wollte." Die Jünglinge sichten um ihre Fürsprache, damit
ihnen nicht ein Unglück begegne.
Am nächsten Morgen frühe versammelte sich das Volk auf An-
stiften des Onesikrates und des Mazedon, welche beide Priester der
Diana waren, vor der Wohnung des Statthalters, und verlangte
mit Ungestüm, daß ihm Andreas und Paulus überliefert werden.
Der Statthalter ließ diese vorführen, und redete ihnen zu, daß sie
der großen Diana opfern sollten. Sie antworteten: „Wir erkennen
keine Göttin Diana, noch andere Götzen, die ihr verehret. Solche
haben wir nie, sondern immer nur den wahren Gott allein verehrt."
Als das Volk dieses gehört hatte, bat es, daß man sie ihm zu
todten überlasse. Der Statthalter, der sich von der Standhaftigkcit
der heiligen Bckenner überwunden sah, befahl sie zu geißeln, und
überließ sie dann dem wilden Pöbel zur Steinigung, von dem sie
mit gebundenen Füßen zur Stadt hinaus geschleppt wurden.
Die Jungfrau Dionysia hörte, was geschah. Weinend und
jammernd entriß sie sich denen, die sie bewachten, lief herzu, warf
sich neben die Bekcnner hin, und sprach: „Damit ich mit euch im
Himmel lebe, will ich mit euch sterben!" Man hinterbrachte eilig
dem Statthalter, daß sie, die er Jünglingen zur Entehrung über-
lassen habe, unverletzt erhalten worden sey, und jetzt mit Paulus
und Andreas gesteinigct werden wolle. Worauf derselbe befahl, daß
Ei-stcr Va,,d. 20
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen