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318 Die heilige Agatha, Jungfrau und
vier Tagen ließ er sie wieder vor sein Gericht stellen, und
forderte sie auch dicßmal auf, von ihrer Thorheit abzustehen, und
den Göttern zu opfern, wenn sie nicht noch schrecklichere Mart in
erdulden wolle. Agatha antwortete ihm: „All dein Zureden ist ei:
tel und fruchtlos, es ist gottlos und beleidigend. Unglücklicher!
Wie kannst du doch so unverständig seyn? Wie, sollte ich wohl
Steine zu meiner Hilfe anrufen, und nicht vielmehr den höchsten
und einzig wahren Gott, der mich von allen Wunden, die du mir
schlagen ließest, so wundervoll befreiet, und selbst die abgeschnittenen
Leibestheile wieder ergänzet hat?" „Wer hat dich geheilct?" fraqre
der Statthalter/ Agatha sprach: „Christus, der Sohn Gottes."
Der Statthalter sagte: „Führst du schon wieder deinen Christus,
von dem ich nichts hören wi l l , im Munde." Agatha erwiederte:
„Ich werde nimmermehr aufhören, Christum mit dem Munde zu be-
kennen, und im Herzen anzurufen." Quintianus sprach: „Ich will
sehen, ob Christus dich heilen wird," und ließ jetzt, in seiner rasen-
den Erbitterung, allerlei spitzige Scherben und glühende Kohlen auf
die Erde werfen, und die starke Kämpferin mit entblößtem Körper
auf denselben herumwälzen. Gott stärkte sie auch in dieser unbe-
schreiblichen O.ual. —
Alle vorhandenen Geschichten stimmen in der Erzählung über-
ein, daß, während diese unmenschliche Marter an Agatha vollzogen
wurde, ein plötzlicher Erdstoß erfolgt, und durch denselben eine nahe
baufällige Mauer eingestürzt sey, welche zwei böse Rathgeber des
Quintianus, den Silvanus und Falkonius, unter ihrem Schütte be-
graben habe. Das Volk gerieth in große Unruhe, und forderte, daß
Quintianus aufhören solle, die edle Jungfrau länger zu quälen.
Dieser befahl, sie in's Gefängniß zurückzuführen, und verbarg sich,
um der Wuth des erzürnten Volkes zu entkommen. Kaum war die
christliche Heldin wieder im Gefängnisse, als sie ihre Hände zum
Himmel erhob und bethete: „Herr, mein Schöpfer! mein Schutz und
meine Stärke von Jugend an, der du alle böse Neigung aus mei-
nem Herzen vertilget, und meinen Leib unbefleckt verwahret hast,
der du mir in den Martern die Gnade der ausharrenden Geduld
und den Sieg über die Wuth grausamer Henkersknechte, über die
Schrecken des Gefängnisses und des Feuers verliehen hast, zu Dir
siehe ich, daß du meinen Geist aufnehmest; denn der Augenblick ist
jetzt da, in dem ich diese Erde verlassen, und zu Dir , Barmherzi-
ger! kommen werde." Als sie so gebethet hatte, gab sie ihren
Geist auf.
Ihr Leichnam wurde von den Christen mit gebührender Ehrer-
bietung zu Catania beerdiget. Gott verherrlichte seine Dienerin durch
viele Wunder, die er bei ihrem Grabe geschehen ließ.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen