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Am 29. November. 327
Volk war zu sehr verblendet, als daß es die Ohnmacht seiner Götter
daraus hatte erkennen können, daß dieselben nach eigenem Geständ-
nisse der Priester durch die bloße Gegenwart eines christlichen Bischofs
in Furcht versetzt und zum Schweigen gebracht würden. Vielmehr
geriet!) es durch die betrügerische Anschuldigung der Götzendiener in
die größte Erbitterung gegen die Christen, und besonders gegen den
Satin'ninus.
Einst, als eben ein Opferstier zum Tempel geführt ward, und
Saturninus mit einem Priester und zwei Diakonen herbeikam, rief
Einer aus dem Volke: „Da kommt der Feind der Götter, der An-
führer der neuen Sekte, der die Zerstörung der Götzentempel verkün-
det, und unsere Götter Teufel nennt, dessen Gegenwart uns die
Aussprüche der Götter raubt. Da er so gelegen da ist, so laßt uns
ihn ergreifen und Rache an ihm nehmen. Opfern muß er entweder,
oder sterben. Diese Auffoderung setzte das Volk in Raserei. Es
stürmte auf den Saturninus los. Der Priester und die Diakonen
entkamen durch schnelle Flucht; er aber wurde zum Tempel geschleppt,
wo er opfern sollte. Mit lauter Stimme rief er aber: „Ich erkenne
den einigen wahren Gott. Dem werde ich Opfer des Lobes bringen!
Ich weiß, daß eure Götter Dämonen sind, welchen ihr nicht sowohl
durch eitle Opfer der Thiere, als durch dcn Tod euerer Seele dienet.
Wie aber könnet ihr von mir verlangen, daß ich solche fürchte, von
denen ihr, wie ich höre, sagt, daß sie von mir in Furcht gesetzt
werden?"
Durch diese Worte ward die Raserei des Volkes auf's höchste
gebracht. Es ergriff ihn, band ihm die Füße zusammen mit einem
Stricke, den es um den Leib des Opferstiers befestigte, und trieb
diesen mit spitzigen Stacheln die Stufen des Tempels hinunter.
Kaum hatte das in Wuth versetzte Thier einige Sprünge gemacht,
als schon das Haupt des heiligen Märtyrers zerschmettert, und die
Treppe mit seinem Hirne bespritzt war. Der Stier schleifte die Leiche
fort, bis der Strick zerriß.
Die Christen wagten es aus Furcht vor dem rasenden Volke
nicht, dieselbe aufzunehmen. Nur zwei gläubige Weiber erkühnten
sich, sie an einem nahen Orte in ein Grab zu legen, von wo aus sie
zuerst Hilarius, einer der Nachfolger Saturninus, in eine kleine,
von ihm erbaute, Kirche brachte. Am Ende des vierten Jahrhunderts
wurde von dem Bischöfe Siluius der Bau einer großen Kirche an-
gefangen, und von seinem Nachfolger, dem Bischöfe Eruperus,
vollendet. Sie wurde nach dem heiligen Saturninus benannt, und
man brachte die Ueberbleibsel desselben dahin. Das Todesjahr des
heiligen Märtyrers läßt sich, wie oben schon bemerkt wurde, nicht
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen