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332 Der heilige Laurentius, Märtyrer.
Es scheint ausgemacht, daß Laurentius von Geburt eln
gewesen sey, obgleich sich von seiner Abkunft und von scincr Er:
ziehung, die er in der Jugend empfangen hat, nichts angeben läßt.
Die vorzüglichen Eigenschaften des Geistes und der rege Eifer für
Tugend verschafften ihm die Zuneigung des heiligen Sirtus. Dieser,
als er noch Erzdiakon bei der Kirche zu Rom war, widmete ihm
besondere Aufmerksamkeit, unterrichtete ihn mit großer Sorgfalt in
der Wissenschaft des Heils, und führte ihn auf dem Wege christlicher
Vollkommenheit. Nachdem Sirtus zum Papste erwählt worden war,
bestellte er den Laurentius zum Ersten der sieben Diakonen bei der
römischen Kirche, und vertraute ihm die Verwahrung der Kirchen:
guter und die Besorgung der Armen an. Mit größter Treue und
Uneigcnnützigkeit verwaltete Laurentius dieses nicht weniger wichtige,
als beschwerliche Amt.
Als Sirtus zum Tode geführt wurde, ging ihm Laurentius
nach und sprach jammernd: .,Vatcr, wo gehest du hin, ohne den
Sohn? Heiliger Bischof, wohin ohne deinen Diakon? Du hast nie:
mals das heilige Opfer geopfert, ohne daß ich dir beim Altare
diente. Wodurch bin ich dir mißfällig geworden? Hast du etwa
gefunden, daß ich meine Pflichten außer Acht gelassen habe? Prüfe
mich auf ein Neues, und siehe, ob du einen unwürdigen Diener
zur Ausspendung des Blutes des Herrn erwählet habest?" Der
eifrige Diakon mißgönnte seinem heiligen Bischöfe nicht die himm:
lischc Marterkrone, fühlte aber in sich das unwiderstehliche Verlangen,
eines gleichen Heiles gcwürdigct zu werden. Sein Herz entbrannte
von Liebe zu Gott und von der heftigsten Begierde bei Christus zu
seyn. Daher kam das Herzcnlcid, daß er noch nicht gefangen sev;
daher der heiße Durst nach Martern und Tod. Der heilige Papst
wurde durch den Kummer desselben tief gerührt. Er tröstete ihn,
indem er weissagend zu ihm sprach: .,Ich verlasse dich nicht, mein
Sohn! Dir steht ein schwererer Kampf bevor. Meiner schonet
man, weil ich ein Greis bin; auf dich wartet ein schöner Triumph.
Du wirst bald kommen. Höre auf zu weinen! Nach drei Tagen
wirst du mir folgen." Laurentius war hoch erfreuet, da er ver:
nommcn hatte, daß ihn Gott bald zu sich rufen werde. Unverzüglich
theilte er das Kirchenvermögcn, das er in seiner Verwaltung hatte,
unter die Armen aus, damit es nicht etwa in die Hände der Heiden
gerathe, und die Dürftigen ihres Erbgutes beraubt würden. Aus
dieser Ursache verkaufte er auch die kostbaren Kirchengcfäße, und vcr:
wendete das erlöste Gelo auf eben dieselbe Weise.
Der Statthalter Roms war in dem Wahne, daß die Kirche
große Schätze besitze, und trachtete dieselben an sich zu bringen. Er
schonte anfänglich des Laurentius, weil er durch ihn seine Absicht zu
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen