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364 Der heilige Niccfthorus, Märtyrer.
Herzen des Nicephorus. Er bejammerte die heillos«
keit des Priesters, und den gefahrvollen Zustand, in welchen die
Seele desselben durch sie gesetzt wurde. Nicephorus hatte den ersten
Sieg über sich selbst errungen, und dadurch ward ihm der zweite,
noch größere, erleichtert. Er ging nun selbst hin zu dem Sapricius,
warf sich demüthig zu dessen Füßen, und sprach: „Verzeihe mir,
mein Vater! um des Herrn willen." Allein Sapriciuö dlicb unge-
rührt, er, der als Priester des Herrn, als Vcrkünder des Gesetzes
der Liebe, und als Vorbild seiner gläubigen Mitbrüder nicht nur
freudig die Hand zur gebetencn Verzeihung hatte reichen, sondern
wohl auch den ersten Schritt zur Versöhnung thun sollen.
Um eben diese Zeit wurde Sapricius des christlichen Glaubens
wegen ergriffen, und vor den Statthalter geführt, vor welchem er
ein herrliches Bekenntniß ablegte. Auf die Frage des Statthalters:
wie er heiße, und wer er sey? antwortete er mit fester Unerschrocken-
heit: „Ich heiße Sapricius, und bin ein christlicher Priester." Auf
das Zureden, daß er nach dem Willen der Kaiser Valerianus und
Gallus den Göttern opfern müsse, wenn er den grausamsten Mar-
tern und dem Tode entgehen wolle, erwiederte er: „Unser König ist
Christus. Er allein ist der wahre Gott, der Schöpfer des Him-
mels, der Erde, des Meeres, und alles dessen, was in ihnen ist.
Alle Götter der Heiden sind verabscheuungswürdige Dinge. Sie kön-
nen weder Jemanden helfen, noch Jemanden schaden, weil sie
schenwerk sind." Der erzürnte Statthalter ließ ihn auf die
lichste Weise martern. Aber keine Marter war vermögend, seine
Standhaftigkeit zu besiegen. Während der grauenvollen Peinen, die
er duldete, rief er dem Statthalter zu: „Du hast wohl Gewalt
über mein Fleisch, aber nicht über meinen Geist, welcher Jesu
Christo, der ihn erschaffen hat, angehört." Da die qualvollsten
Martern noch lange fruchtlos fortgesetzt wurden, so sprach der Statt-
halter endlich das Todesurtheil über ihn aus. Freudig ging der
starkmüthige Bekenncr dem Tode entgegen. Nicephorus hatte kaum
vernommen, was vorgehe, als er herzu eilte, sich durch den Volks-
haufen durchdrängte, zu den Füßen des Sapricius warf, und rief:
„Zeuge Christi! verzeih mir, wenn ich gegen dich gefündiget habe."
Allein Sapricius würdigte ihn keiner Antwort, sondern ging schwei-
gend auf seinem Todesgangc fort. Nicephorus lief auf einem an-
dern Wege ihm vor, um ihm noch einmal zu begegnen, ehe er aus
der Stadt hinausgeführt würde. Es gelang ihm, und er sichte
zum zweiten Male: „Ich bitte dich, Zeuge Christi! gewähre mir
Verzeihung! vergib mir, was ich als Mensch gegen dich gesündiget
habe. Sich! die Krone wird dir gegeben von dem Herrn, den du
nicht verläugncc, den du vor Vielen bekannt hast!" Sapricius
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen