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Am 1. August. 389
Christum, welcher Himmel und Erde und Alles, was darin ist, er-
schaffen hat." Der Statthalter befahl, daß man sie entkleide, auf
die Folter spanne, und mit Ruthen am ganzen Körper zerfleische.
Dieser Befehl wurde auf eine so unmenschliche Weise vollzogen, daß
die fromme Bekennerin bald den Geist aufgab.
Jetzt kam die Reihe an die Theonilla, welche vor den Richter:
stuhl gebracht wurde. „Du siehst, Weib!" redete der Statthalter
sie an, „welches Feuer, und welche Qualen für die bereitet sind,
welche sich widersetzlich zeigen. Deßwegen trete herzu, und erzeige
durch Opfer den Göttern die gebührende Verehrung. Nur so wirst
du der Marter entkommen." Herzhaft antwortete Theonilla: „Ich
fürchte nur allein das ewige Feuer, in welchem mit dem Leibe auch
die Seele zu Grunde geht, und welches denen bevorsteht, die den
wahren Gott verlassen, und die Götzen verehren." Lysias ließ sie
in's Angesicht schlagen, auf die Erde niederwerfen, und aufs hef-
tigste peinigen. Da fragte sie ihn, ob er es gut finde, daß eine
Freigeborne, die noch dazu fremd sey, so mißhandelt werde? Statt
der Antwort befahl der Grausame, daß sie entkleidet, bei den Haa-
ren aufgehängt, und in's Angesicht geschlagen werde. Jetzt erst
fragte der Statthalter: „Ob sie verehelicht, oder eine Wittwe sey?"
„Heute sind es drei und zwanzig Jahre, seitdem ich Wittwe bin.
Aus Liebe zu Gott habe ich eine zweite Hcirath unterlassen. In
Wachen, Fasten und Gebeth habe ich mein Leben hingebracht,
seit der Zeit, als ich den wahren Gott erkenne, und den verab-
schcuungswürdigen Götzendienst verlassen habe." Auf den Befehl des
unmenschlichen Lysias wurde nun das Haupt der starkmüthigcn Be-
kennerin zur Beschimpfung kahl geschoren, ihr Leib mit Dornge-
sträuch umgürtet, an vier Pfählen in der Luft schwebend festgebun-
den und mit Riemenstreichen zerfleischt, und zuletzt noch mit glühenden
Kohlen gebrannt. Während dieser schrecklichen Pein gab sie ih-
ren Geist in die Hände des Schöpfers auf. Dieß geschah im
Jahre 285.
Verabschcuungswürdig handelte die Stiefmutter, daß sie ihre
eigenen Söhne vor dem Gerichte anklagte, und sie dadurch in den
Tod brachte. Leider! gibt es der Stiefeltern auch jetzt noch viele,
welche wenig elterliches Gefühl gegen Kinder, die sie doch als die
ihrigen angenommen haben, zeigen, und jede Gelegenheit begierig
ergreifen, sich dieselben je eher, je lieber vom Halse zu schaffen. —
Rechtschaffene Stiefclttrn sehen sich in Ansehung ihrer Pflichterfüllung
für die natürlichen Eltern an, und handeln in Allem so, daß sie
von Jedermann für solche gehalten werden können. Solche Stief-
eltern erwerben sich die Hochachtung aller Rechtschaffenen, die Liebe,
und den Dank ihrer Stiefkinder, und das höchste Wohlgefallen ihres
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen