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Am 20. Jänner. 393
gleichen Adels aus Mailand, mit der er den heiligen Märtyrer
zeugte. Die Erziehung Sebastians war um so vortrefflicher, da sie
auf die Lehre des Christenthums gegründet, und von dieser geleitet
wurde. Als er zu dem Alter, die Waffen zu tragen, gekommen
war, bewies er einen solchen Muth, und so große Herzhaftigkeit,
daß er sich dadurch einen großen Namen machte, und den Weg zu
hohen Ehrenstellen bahnte. Vor allem aber zeichnete er sich in der
wahren Gottseligkeit, und in der Uebung christlicher Tugenden aus.
Er kam nach Rom, und wurde bald von dem Kaiser Diokletian
zum Befehlshaber eines Theils der Leibwache gemacht. In dieser
neuen, sehr ansehnlichen Würde, wußte er die Pflichten gegen seinen
Fürsten so getreulich zu erfüllen, daß er jene gegen seinen Gott nicht
außer Acht ließ. Auch im Palaste des Kaisers führte er ein stren:
ges und eingezogenes Leben. „Er war," sagt der Geschichtschreiber,
„ein Mann voll Klugheit; aufrichtig in seinen Reden; gerecht in sei-
nem Urtheile; vorsichtig in jeder Entschließung; pünktlich in seinen
Verrichtungen. Er verband mit strenger Mannszucht eine seltene
Güte gegen seine Untergebenen, und leuchtete Allen durch vollkom-
mene Rcchtschaffenheit herrlich vor; deßwegen wurde er von den
Soldaten wie ein Vater geliebt, und von seinen Obern sehr hoch
geachtet."
Obwohl der Kaiser Diokletian die Christen in den ersten Jah-
ren seiner Regierung, in welche diese Geschichte fällt (286 — 288),
nicht verfolgt, sondern vielmehr denselben sehr günstig sich erzeigt
hat, so geschah es doch, selbst in der Stadt Rom, daß Manche
derselben vor den Gerichten ihres Bekenntnisses wegen angeklagt, in
die Gefängnisse geworfen, und von Unterobrigkeitcn, die gegen sie
feindselig gesinnt waren, zum Tode vcrurtheilt wurden. Die Wei-
gerung, den Göttern zu opfern, wurde als ein Staatsverbrechen an-
gesehen , dessen Bestrafung die Kaiser, manchmal auch gegen ihren
Willen, geschehen lassen mußten. Sebastian fand seine angelegenste
Beschäftigung darin, den in Ketten und Banden schmachtenden Chri-
sten beizustehen. Er besuchte sie in den Gefängnissen, sprach ihnen
Muth ein, ermunterte sie zum Kampfe, und stärkte sie zur Krone
der Märtyrer. Diesen so wichtigen als gefährlichen Liebesdienst er-
wies er auch den Zwillingsbrüdern Markus und Marcellianus, die
sehr angesehene junge Männer, und Söhne des römischen Ritters
Tranquillinus waren. Des Christenthums wegen, zu dem sie sich
mit ausgezeichnetem Eifer bekannten, wurden sie in's Gefängniß ge-
legt, und endlich, weil sie auf keine Weise zum Abfalle bewogen
werden konnten, zum Tode verurtheilt. Nur noch eine dreißigtägige
Frist wurde ihnen gestattet, während welcher sie sich eines Andern
besinnen sollten. Diese dreißig Tage waren eine Zeit harter Prü-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen