Seite - 437 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 28. April. 437
den. Wenn du mir den Kopf wegschlagen, oder die Hände, oder
die Füße abhauen, oder den ganzen Leib verstümmeln lassest, so sind
dieses Werke deiner ungerechten Gewalt, nicht meines freien Willens.
Ich will in Gott verbleiben. Ihm habe ich Reinigkeit gelobt.
Meine Unschuld und mein Bekenntniß sind sein Werk. Er ist der
Herr; Er mag, wie es Ihm gefallt, dasselbe schützen."
Der Statthalter sprach wieder von ihrem freien Stande, und
von ihrer edlen Geburt, welche sie ja nicht durch Schmach beflecken
sollte. „Ich bekenne," sagte sie, „Christum für meinen Herrn, der
mir Freiheit und Ansehen gab, und der wohl weiß, wie er seine
Taube bewahren könne." Proculus sprach: »Wie sehr trügest du
dich, indem du auf einen Gekreuzigten dein Vertrauen schest!
Glaube ja nicht, daß du unbeflccket aus dem Orte der Unzucht weg-
kommest, und dann wird Jedermann deiner Thorheit spotten." Sie
erwiederte: „Ich vertraue fest auf Christus, welcher unter Pontius
Pilatus gelitten hat, daß er mich aus den Händen aller Feinde er-
retten, und mich, wenn ich im Glauben verharre,'unverletzt bewah-
ren werde." Nun bedrohte er sie mit der Folter. Darauf sagte
sie: »Hier ist mein Leib. Ueber diesen hast du Gewalt, über meine
Seele aber hat sie nur Gott!"
Nachdem er befohlen, ihr harte Backcnstrciche zu geben, sprach
sie: „Bei meinem Herrn! ich opfere nicht. Ich bethe nicht die
Götzen an. Der Herr ist mein Helfer!" Er sagte: „Thörichte!
du hast mich gcnöthiget, dich, ungeachtet du eine Freigcborne bist,
schlagen zu lassen." Sie antwortete: „Den Herrn zu bekennen, ist
nicht Thorheit. Das Unrecht, das ich von dir erduldet habe, wird
mir zum ewigen Ruhme gereichen." „Länger darf ich deinen Wi-
derstand nicht mehr dulden," sprach er. „Ich duldete ihn bis jetzt
in der Erwartung, daß ich dich zu besserer Besinnung bewege.
Würde ich deine Widersetzlichkeit länger ertragen, so würde ich mit
Recht der Verletzung der kaiserlichen Befehle beschuldiget." Sie er-
wiederte: „Wie du sehr besorgt bist, die kaiserlichen Befehle nicht
zu verletzen, so liegt mir alles daran, daß ich meinen Herrn nicht
verläugne. Um alles möchte ich nicht dem wahren und ewigen Kö-
nige ungehorsam seyn."
Icht bot Proculus ihr drei Tage Bedenkzeit an, mit der
Drohung, sie, wofern sie bei ihrem Vorsatze verharrte, in ein Haus
der Unzucht zu senden. Sie antwortete: „Gott ist und bleibt im-
mer der nämliche, der nicht zulassen wird, daß ich Ihn verlasse.
Ich bin bereit, dir meinen Leib zu übergeben; denn die drei Tage,
die du mir zur bessern Besinnung anbietest, sind für mich schon ver-
flossen. Thue jetzt schon, was dir beliebt. Ich bitte dich aber zu
befehlen, daß ich in sicherer Verwahrung bleibe, bis du ein Urtheil
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen