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444 Die Heiligen: Agape, Chionia, Irene :c.
Schöpfer des Himmels und der Erde! ich werde an dem
opfcr keinen Theil nehmen; denn die schrecklichste aller Strafen, ein
ewiges Feuer wartet auf die, welche Jesum, den Sohn Gottes, ver-
läugncn." Dulzctius fragte: Wer hat dich veranlaßt, die Schriften
und Bücher der Christen so lange zu verbergen?" Sie erwiederte:
„Der allmächtige Gott, der uns befohlen hat, daß wir uns, selbst
durch den Tod, nicht von seiner Liebe trennen lassen sollen. Deß-
wegen wollten wir lieber verbrannt werden, als die heiligen Schrif-
ten ausliefern, und ihm dadurch untreu werden." Der Statthalter
fragte weiter: »Hat auch Jemand anderer gewußt, daß die Bücher
in dem Hause, in dem du wohnest, verborgen seyen?" Worauf sie
antwortete: „Nein, Niemand, als Gott, vor dessen Auge nichts ver-
borgen ist; denn alle die Unsrigcn mus.ten wir als die ärgsten
Feinde fürchten, und immer besorgt seyn, daß sie uns angeben.
Darum hielten wir alles sehr geheim." — Endlich sagte der Statt-
halter: „Deine Schwestern haben die verdiente Strafe empfangen;
dich aber werde ich, obgleich du schon vor deiner Flucht, durch die
Wcrbergung der Bücher den Tod verschuldet hattest, so schnell nicht
hinrichten lassen." Der schamlose Richter verordnete nun, daß
Irene an cincm Schandorte nackt ausgestellt, der Entehrung Preis
gegeben, und täglich mit einem cinzia/n Brode erhalten werden
solle. Die Schergen mußten mit ihrem eigenen Kopfe dafür haften,
daß sie die heilige Jungfrau nicht entweichen lassen wollten. Das
entehrende Urtheil wurde vollzogen; allein Gott schützte seine Die-
nerin. Die frcchesten Wollüstlinge traten zurück. Nicht ein einzi-
ger wagte eine Ungebühr. Der Statthalter ließ sie neuerdings vor-
führen, und fragte sie: „Beharrest du immer noch auf deinem Un-
gehorsam?" Sie antwortete: „Was du Ungehorsam nennest, ist
Ehrfurcht gegen meinen Gott, und auf dieser beharre ich." Jener
forderte Papier, und schrieb folgendes Urtheil: „Da Irene den Be:
fehlen des Kaisers zu gehorchen, und den Göttern zu opfern ver-
weigert hat, und auf dieser Weigerung standhaft verharret: so soll
sie, wie früher schon ihre beiden Schwestern, lebendig verbrannt
werden." Sobald dieses Urtheil abgelesen war, wurde Irene von
den Schergen ergriffen, und auf einen erhabenen Platz hinausge-
führt, auf welchem auch ihre Schwestern vollendet worden waren.
Als der daselbst errichtete große Scheiterhaufen angezündet war, be-
fahlen die Schergen, daß sie sich in denselben hineinstürze. Sie
that's unter Psalmcngesang und Lobpreisung Gottes, welche sie bis
zum letzten Athemzuge fortsetzte.
Was mit den andern Frauenspersonen und mit Agathon ge-
schehen sey, erzählt uns die Geschichte nicht. Ihr herrliches Be-
kenntniß, welches sie vor dem Statthalter so muthvoll ablegten, läßt
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen