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452 Der heilige Romanus, und mehrere andere heilige Märtyrer.
Am nämlichen Tage zeugte mit seinem Blute für Jesum Chri:
stum zu Antiochien der heilige Romanus. Er war Diakon bei der
Kirche zu Cäsarea, und kam auf einer Reise nach Antiochien gerade
zur Zeit, als dort dem kaiserlichen Befehle gemäß die Gotteshäuser
der Christen zerstört wurden. Eine große Menge von Männern,
Weibern und Kindern strömte den Götzentempeln zu. Dieser Anblick
erschütterte den Romanus. Entflammt von apostolischem Eifer hielt
er den Antiochenern in starken Ausdrücken vor, wie nichtig ihre Göt-
ter seyen; und verkündigte den bcthörtcn Götzendienern ohne
und mit heiliger Liebe Worte der Wahrheit und des ewigen H
Sogleich wurde er ergriffen, und vor den Richter geführt, welcher
über ihn das Urtheil sprach, daß er lebendig verbrannt werden solle.
Romanus horte es mit großer Heiterkeit an. Er wurde an einen
Pfahl gebunden. Man schleppte Holz herbei. Da aber der Kaiser
eben in Antiochicn war, so wollte man vorher noch dessen Gench,
migung erwarten, bevor der Scheiterhaufen angezündet wurde. Ro-
manus fragte voll des freudigen Muthes: „Wo ist das Feuer?"
Dilses wurde dem Kaiser hinterbracht. Er ließ den christlichen Be-
kcnner vor sich führen, und befahl, ihm die Zunge auszuschneiden.
Freiwillig und froh hielt Romanus dieselbe dar. Nachdem er diese
Pein ausgestanden hatte, wurde er in's Gefängniß geworfen, wo
er lange bleiben, und im Stocke sitzend große Qual leiden mußte,
bis er endlich erdrosselt wurde. —
Mit der Martergeschichte des Romanus bringt der heilige Pru-
dentius die eines Knaben in Vcrbindnng, welcher nach einigen Baru-
las, nach andern Theodolus hieß. Er erzählte folgendes: Romanus
behauptete gegen die Heiden, und insbesondere gegen den Richter
die Einheit Gottes, mit der Erklärung, die Wahrheit sey so faßlich,
daß sie selbst von Kindern erkannt werde. Ein kleiner Knabe sollte
den Streit entscheiden. Er war das Kind einer christlichen Wittwe.
Auf die Frage des Richters: ob es vernünftiger sey, an einen Ein-
zigen Gott zu glauben, oder mehrere Götter zu verehren? antwortete
er, daß nur Ein Gott, und daß Jesus Christus der Sohn des einzig
wahren Gottes sey. „Selbst Kinder überzeugen sich, daß es nicht
mehrere Götter geben könne," sprach er. Die Anwesenden staunten
über die Antwort, und der Richter fand sich durch dieselbe beschämt.
Zornig fragte er den Knaben, wer ihm diesen Glauben beigebracht
habe? „Meine Mutter," erwiederte dieser. Die Mutter ward unver-
züglich herbeigerufen, damit sie Zeuge sey von der Qual, die der
grausame Richter dem Knaben anzuthun entschlossen war. Sie er-
schien,' und mußte es ansehen, daß ihr Liebling mit Ruthen auf
die grausamste Weise bis zur Entblößung des Gebeines geschlagen
wurde.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen