Seite - 490 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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490 Der heilige Vincentius, Diakon und
ren, gerieth aber in großes Erstaunen, als er sie wohl aussehend
fand, und fragte die Schergen, warum man sie so gut genährt
habe? Darauf machte er dem Bischöfe Vorwürfe, erinnerte ihn
an die kaiserlichen Befehle, den Göttern zu opfern, und hieß ihn
mit dem Beispiele des Gehorsams den Christen vorangehen. Gegen
den Vincentius bezeigte er Mitleiden wegen seiner vornehmen Geburt
und seiner Jugend. Endlich drohte er beiden mit Marter und Tod,
wofern sie nicht gehorchen würden.
Valerius, ein Mann von kindlicher Einfalt und Unschuld, sehr
gut unterrichtet; der aber, wie schon bemerkt wurde, eine schwere
Zunge hatte, schwieg; weßwegen Vinzentius zu ihm sagte: „wenn
du es willst, Vater! so will ich dem Richter antworten;" worauf
der Bischof erwiederte: „schon lange, liebster Sohn! habe ich die
Verkündigung des göttlichen Wortes dir übertragen, nun überlasse
ich dir die Verantwortung für uns beide, da wir des Glaubens
wegen hier vor Gcricht stehen."
Vincentius, der im Geiste schon seine Martcrkrone vor sich sah,
wandte sich zu Dacianus und sprach: „Du hast uns zur Verläug-
nung unsers Glaubens aufgefordert; wisse aber, daß es für den Chri-
sten der frevelhafteste Schritt ist, wenn er von der Verehrung des
wahren Gottes auch nur im mindesten abweicht. Ich will es dir
kurz sagcn: Wir sind Christen, Betenner und Diener des wahren
Gottes, der ewig ist. Von Ihm erhalten wir die geistlichen Waf-
fen, deine schlaue Bercdtsamkcit standhaft zu bekämpfen. Wir er-
zittern nicht vor deinen Drohungen und Strafen, sondern sind voll:
kommen bereit, unser Leben für die Wahrheit hinzugeben. Die Qua-
len, die du uns zufügest, versichern uns der Krone, und der Tod
führt uns zum Leben. Immerhin mag das vergängliche Fleisch durch
deine höllische Grausamkeit gepeiniget werden; unser Geist wird den
Glauben an seinen ewigen Schöpfer ungeschwa'cht bewahren." Da-
cianus war gegen Vinccntius seiner standhaften Freimüthigkeit wegen
sehr aufgebracht; den Bischof strafte er nur mit der Landesverwei-
sung, den Archidiakon aber ließ er auf die Folter spannen, und sei-
nen Körper schmerzlich auseinander reißen, wobei er erklärte, daß
diese Pein nur der Anfang weit größerer Marter sey. Als Vincen-
tius auf der Folter war, fragte er ihn: „Was sagst du jetzt?"
Freudig antwortete dieser: »Mir geschieht, was ich schon lange ge-
wünscht habe. Niemand wollte mir bisher diesen Dienst erweisen,
du allein bist so gütig, mein sehnlichstes Verlangen zu erfüllen.
Sieh, jetzt werde ich erhöhet, selbst über deine Fürsten. Lasse nicht
ab von der Peinigung, damit mein Ruhm nicht vermindert werde.
Ein Diener Gottes ist um des Erlösers willen bereit, Alles zu er-
dulden. Immerhin magst du mich deine ganze Grausamkeit empsin-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen