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Am 13. Dezember. 499
ordnungcn." Darauf sagte Lucia: „Immerhin magst du die Ver-
fügungen der Fürsten handhaben, ich erfülle Gottes Gebot."
Paschasius warf der Lucia vor, daß sie ihre Güter an lüdcr:
liche Leute, von denen sie verführt worden sey, verschwendet habe.
Sie erwiederte: „Ich habe mein Vermögen an einem sicheren Orte
hinterlegt. Nie habe ich mich mit Menschen eingelassen, welche mei-
nen Verstand und mein Herz hätten verderben können. Ihr suchet
die Gläubigen zu bereden, daß sie ihrem Gesponse Jesus Christus
untreu werden, und ihren Gott und Schöpfer verlassen. Den Leib
verderben diejenigen, welche vorübergehende Ergötzlichkeitcn einem unver-
gänglichen Vergnügen, die Lust eines Augenblickes einer ewigen Freude
vorziehen." „Ich werde dich," drohte Paschasius, „in ein Sünden-
haus bringen, und dich entehren lassen." Lucia antwortete: „Der
Körper wird nicht entehrt, wenn der Geist nicht dazu einwilliget.
Gott erforscht die Gesinnung, Er schaut auf den Willen. Mein Kör-
per steht in deiner Gewalt, du magst gegen denselben unternehmen,
was du willst, es wird mir nicht schaden, denn ich werde nicht auf-
hören, eine Dienerin Christi zu seyn. Werde ich wider meinen
Willen entehrt, so wird die Krone der Iungfrauschaft mir ver-
doppelt.^
Der gottlose Paschasius wollte nun wirklich seine Drohung in
Erfüllung bringen. Er ließ Lucia wegführen, und befahl, daß sie
durch schamlosen Frevel so lange gequält werden solle, bis sie ihren
Geist aufgebe. Als man sie in das Haus der Sünde führen wollte,
widerstand sie, von Gott bekräftiget, mit solcher Kraft, daß keine
Gewalt, sie von der Stelle zu bringen im Stande war. Darüber
waren die Abgötterer sehr erstaunt. Zu verblendet, die Macht des
einzig wahren Gottes zu erkennen, glaubten sie, daß arge Zauber-
künste im Spiele seyen. Paschasius ließ vermeinte Schwarzkünstler
und Götzcnpriester herbeirufen, die den Zauber lösen sollten. Nach-
dem diese ihre trügerischen Ceremonien verrichtet hatten, wiederholte
man den Versuch, sie von der Stelle zu bringen. Aber auch dieß-
mal zeigte sich Gottes siegende Macht, die, wie den Geist unerschüt-
terlich machen, auch den Körper kräftigen, und alle Menschenmacht,
als erbärmliche Ohnmacht zu Schanden machen kann. Sie war's,
die unsichtbar die muthige Kampferin festhielt. „Hast du es bis
daher noch nicht geglaubt, daß mein Leib Gottes Tempel sey, so
erkenne es wenigstens jetzt!" sprach Lucia. Paschasius meinte sich
beschimpft in dieser Rede. In seiner Erbitterung ließ er Feuer
ringsherum um die christliche Heldin anzünden, und damit es desto
kräftiger brenne, und desto gewisser sie zerstöre, geschmolzenes Harz,
und Ocl in dasselbe, und auf Lucia hineingießen. Diese aber
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen