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Am 26. September. 501
stcn bctrüglichcr Wahrsagerei zu unterweisen. Mit einem vortreff-
lichen Verstande verband er eine große Wißbegierde, deßwegen machte
man sich schon im Woraus die gewisse Hoffnung, an ihm einen
Götzcnpriester zu erhalten, welcher alle andern in der Kunst wahrzu-
sagen, sowie in andern argen Künsten, deren die heidnischen Götzen-
priester sich rühmten, übertreffen werde. Er wurde nach Athen, dem
Hauptsitz der heidnischen Abgötterei, geschickt. Um theueres Geld
kauften ihm seine Eltern das Bürgerrecht dieser Stadt, weil ein
Fremder an dem Unterrichte in den höhern clcusinischen Geheimnissen
nicht Theil nehmen durste. Hier in Athen wurde cr zum Priester
der Göttin Ceres gemacht, als er kaum zehn Jahre alt war. Mit
unersättlicher Wißbegierde verlegte er sich auf die heillose, aber von
den Heiden hochgerühmte Kenntniß, aus den Eingeweiden der Thiere,
und aus dem Fluge der Vögel die Zukunft zu erspähen. Zu eben
diesem Zwecke widmete er sich auch der Stcrndeuterei, und machte
deßwegen eine Reise nach Chaldäa, wo dieselbe schon von Alters
her im höchsten Ruhme stand. Rastlosen Fleiß verwendete cr auch
auf die Naturwisscnschaft, um die Eigenheit, Kräfte und Wirkungen
der natürlichen Dinge zu erforschen. Er besuchte die berühmtesten
Götzentempel, und die Diener derselben, damit ihm kein Geheimniß
der Weisheit der heidnischen Götzenpriester verborgen bleibe. Nach
Jahren kehrte er in seine Vaterstadt zurück, mit dem Rufe, daß er
der erste Zauberer und Wahrsager sey. Er rühmte sich, und es
ward allgemein geglaubt, daß er mit den unsichtbaren Geistern in
Verbindung stehe, und durch sie crstaunungswürdige Dinge wirke.
Als ein unseliges Werkzeug des Fürsten der Finsterniß, übte er die
Werke der Finsterniß.
Zu Antiochicn lebte Iustina, eine Jungfrau, die durch Wohl-
gestalt nicht weniger, als durch vornehmen Stand ausgezeichnet war.
Ihr Vater, Edusius, war ein Heide. Im Heidcnthume ward auch
die Tochter erzogen. Gottes Barmherzigkeit aber zog sie aus der
Finsterniß, und führte sie zum Lichte. Zunächst bei ihres Vaters
Hause lebte Prelius, ein Diakon der christlichen Kirche. In seiner
Wohnung ertheilte er Unterricht in der Lehre des Heils. Iustina
saß sehr oft an dem Fenster ihres Zimmers, und hörte ihm zu.
Die erfreuliche Lehre von der Erlösung des Menschen durch den
Sohn Gottes, Jesus Christus, machte einen so tiefen Eindruck auf
ihr Herz, das sie nicht mehr länger der Begierde widerstehen konnte,
zu dem Diakon selbst hinzugehen, um vollständige Erkenntniß des
Christenthums zu erlangen. Bald überzeugte sie sich von der Nich-
tigkeit der heidnischen Göttcrlehre. Erleuchtet von dem Lichte des
Heils, bekehrte sie sich zu der Lehre des Gekreuzigten. Sie fand
sich unaussprechlich glücklich in dem heiligen Bekenntnisse, und ihr
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen