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Am 20. Juli. 207
er doch nichts unversucht lassen, sie für sich zu gewinnen. Mit
schmeichelnder Güte empfing er sie, und fragte um ihren Namen, um
ihre Abkunft und ihren Stand. Sie antwortete: daß sie eine Frci-
geborne sey, und von einer allgemein bekannten, vornehmen Familie
abstamme; daß sie aber weit höher, als dieses Alles, das Glück
schätze, eine Bekennerin Jesu zu seyn; daß sie Margarctha heiße,
diesen Namen aber dem ehrenvollen Namen „Christin" weit nachsetze.
Durch eine so bestimmte und nachdrückliche Erklärung ward die an-
scheinende Freundlichkeit des Statthalters bald besiegt. Er gericth
in Zorn, und befahl, die zarte Jungfrau in den Kerker zu werfen.
Durch die Schrecken eines scheußlichen Gefängnisses, durch die gänz-
liche Absonderung von Menschen, und durch schmerzenden Hunger
und Durst hoffte er, wie er sich einbildete, ein junges, schwaches
Mädchen bald auf andere Gesinnung zu bringen, und zur Befriedi-
gung seiner Absichten geneigt zu machen. Allein er mußte sich in
seiner Hoffnung getäuscht sehen. Margarctha blieb in der harten
Drangsal frohen Muthes. In der tiefsten körperlichen Finsterniß
leuchtete in ihrem Herzen um so heller das Licht des Glaubens.
Abgesondert von den Menschen freute sie sich desto mehr des vertrau-
lichsten Umganges mit Gott und Jesus Christus. Preis gegeben
dem größten körperlichen Jammer vertraute sie auf den Herrn, der
sie auf außerordentliche Weise schützte und tröstete.
Der Statthalter versammelte zu Antiochicn mehrere angesehene
Männer, und berathschlagte sich mit ihnen, durch welche Mittel die
christliche Jungfrau zum Abfalle gezwungen werden könnte. Todten
lassen wollte er sie nicht, weil er die Hoffnung, seine wollüstigen
Absichten noch zu erreichen, nicht aufgab. Nach einer langen Be-
rathschlagung wurde endlich der Beschluß gefaßt, die Margaretha
solle bei einer zahlreichen Volksversammlung vor Gericht gestellt, über
ihr christliches Bekenntniß zur Verantwortung gezogen, und von
demselben abzuweichen auf jede mögliche Weise bewegt werden. Man
erwartete, daß der Anblick des feierlichen, öffentlichen Gerichtes und
einer zahllosen Volksmenge die junge Bekennerin in Schrecken setzen,
und ihr den Muth benehmen werde, das christliche Bekenntniß zu
wiederholen. Die Ausführung dieses Beschlusses erfolgte schon am
nächstfolgenden Tage. Olibrius ließ auf dem öffentlichen Gerichts-
platze einen erhabenen Sitz für sich bereiten. Eine große Menge
Volkes versammelte sich, und Margarctha wurde herzugeführt. Auch
dießmal redete der Statthalter mit schmeichelnder Freundlichkeit sie
an, zeigte großes Bedauern darüber, daß sie sich durch die irrige
Lehre der Christen habe bethören lassen, ermähnte sie mit scheinbarer
väterlicher Güte, daß sie selbe verlassen, und zu der Religion ihrer
Väter zurückkehren solle, und stellte es endlich ihrer Wahl frei, ob
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen