Seite - 508 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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508 Die heilige Margaretha, Jungfrau und
sie den kaiserlichen Gesetzen Folge leisten, und dadurch nicht bloß
ihr Leben erhalten, sondern auch große Gnadenbczeugungen erlangen,
oder ob sie auf ihrem Eigensinne beharren, und Marter und Tod
dulden wolle. Die Umstehenden waren nicht weniger, als der Statt-
halter selbst in gespannter Erwartung, was die Jungfrau antworten
und wozu sie sich entschließen werde. Alle glaubten, daß ein so
junges Mädchen den Muth nicht haben werde, sich der Foderung
eines kaiserlichen Statthalters zu widersetzen; denn sie kannten nicht
die Kraft der Religion Jesu Christi. Allgemein und sehr groß war
deßwegen das Erstaunen, als Margarctha mit festem Muthe zu
sprechen ansing, und dem Statthalter erklärte, daß er sich fruchtlose
Mühe gebe, sie auf andere Gesinnung zu bringen, indem nichts im
Stande seyn werde, sie zu trennen von Jesu Christo, den sie von
ganzem Herzen verehre.
Da Olibrius alles weitere Zureden wirklich, wie Margaretha
es ihm voraussagte, fruchtlos fand, so schritt er zu den Martern.
Er ließ sie beim Kopfe an die Folterbank aufhängen, und mit Ruthen
ihren entkleideten Leib so unmenschlich schlagen, daß das Blut häufig
zur Erde floß. Viele der Zuschauer wurden zum Mitleiden bewegt.
Sehr dringend baten sie Margarctha, daß sie doch ihres zarten
Körpers sich erbarmen, ihres jungen Lebens schonen, und deßwegen
die Wuth des Statthalters durch eine gefällige Antwort, wenn es
auch nur dem scheine nach geschehe, besänftigen solle. Margaretha
-erwiederte ihnen, daß sie, wenn sie eine bessere Erkenntniß des wah-
ren Heils hatten, nicht durch solche Reden sie in Versuchung, von
dem christlichen Bekenntnisse abzuweichen, führen, sondern vielmehr
sich selbst, um des Herrn Jesu Christi willen, die schwersten Leiden
gerne gefallen lassen würden. Durch die Standhaftigkeit, welche
die christliche Jungfrau bewies, ward Olibrius sehr erbittert. Er
befahl, sie auf der Folterbank auszuspannen, und ihren Körper mit
spitzigen Krallen zu zerreißen. Die Schergen vollzogen diesen Befehl
mit rasender Wuth. Sie zerfleischten ihren Leib so sehr, daß man
endlich bis auf die Eingeweide sehen konnte. Margarctha, gestärkt
mit himmlischer Kraft, achtete auch diese Qual nur wenig. Ihr
Muth blieb unerschüttert. Selbst der unmenschliche Statthalter konnte
den Anblick deö so grausam zerfleischten Körpers länger nicht mehr
aushalten. Er wandte sein Angesicht weg, staunend über die uner-
schütterliche Hcldenkraft einer so schwächlichen Weibsperson. Er ließ
sie von der Folter wegnehmen, und wieder in's Gefängniß bringen.
Sobald sie da allein war, athmete sie leichter. Ihr Herz ergoß sich
in den wärmsten Dank gegen Gott, der ihr die Gnade des stand-
haften Bekenntnisses verliehen hatte. Mit Inbrunst sichte sie um
Stärke für die noch bevorstehenden Kämpfe, und um die Gnade der
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen