Seite - 533 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am l l . Oktober. 533
Ich heiße Andronicus, und bin der Sohn einer adeligen Familie zu
Ephcsus." Der Statthalter sagte: „Laß alles unnöthige Geschwätz
bei Seite! Gib meinem väterlichen Rathe Gehör. Die Beiden vor
dir haben mit ihrcr Thorheit wenig gewonnen. Erweise den Kai-
sern, die unsere Bäter sind, den gebührenden Gehorsam, und opfere
den Göttern. Nur deine Jugend hält mich noch zurück, daß ich
dich nicht die schmerzlichsten Martern empfinden lasse." Andro-
nicus versetzte: „Obgleich ich dir jung an Jahren vorkomme,
so wirst du mich als vollkommen erwachsen in meinem Bekennt:
nisse finden." Der Statthalter befahl, ihm die Kleider vom
Leibe wegzureißen, ihn zu binden, und auf die Folter zu spannen.
Bevor noch dieser Befehl vollzogen wurde, redeten ihm zuerst der
Centurio Dcmetrius, und dann noch einmal der Statthalter zu, daß
cr seines jungen Körpers schonen und opfern solle. Allein der christ-
liche Held erwiederte ihnen: „Es ist besser, daß mein Leib allein,
als zugleich auch meine Seele zu Grunde gehe. Von meiner Kind-
heit an habe ich nie den Götzen geopfert, und werde ihnen auch
jetzt nicht opfern." Nun wurde der Bekenner gepeiniget. „Willst
du noch nicht von deiner Thorheit abstehen?" sprach der Statthal-
ter. Andronicus antwortete: „Diese Thorheit ist wohl recht gut für
die, welche ihre Hoffnung auf den Herrn setzen. Die Klugheit der
Welt aber hat den ewigen Tod zur Folge." Der Statthalter sagte:
„Wer hat dir solche Thorheit beigebracht?" Andronicus erwiederte:
„Das ewige Wort, welches lebendig macht, durch welches auch wir
leben, die wir einen Herrn im Himmel haben, welcher die Hoffnung
unserer Auferstehung ist.« Der Statthalter drohte mit noch größern
Martern, wenn cr seinen Sinn nicht ändern werde. Darauf ver-
setzte der Bekenner: „Mein Leib ist in deiner Gewalt. Thue, was
dir beliebt." Maximus befahl, die Drohung zu erfüllen. Andro-
nicus wurde aufs neue gefoltert, seine Seiten wurden mit spitzigen
Eisen zerfleischt, und mit scharfen Scherben zerrissen. Endlich drohte
der Statthalter, daß er ihn kleinweis zerstückeln lassen werde. Un-
erschrocken erklärte der Bckenncr, daß er diese Drohung nicht fürchte;
worauf jener anordnete, daß man ihn mit Fesseln belade, und in's
Gefängniß werfe.
Wie lange Tarachus, Probus und Andronicus im Gefängnisse
schmachten mußten, bis sie zum Zwcitenmale verhört wurden, wissen
wir nicht. Das zweite Verhör ging zu Mopsveste, in Cilicien, vor
sich. Dahin wurden die christlichen Vekenner geschleppt. Tarachus
war auch dießmal wieder der erst:, der dem nämlichen Statthalter
Maxin .s vorgestellt wurde. Von diesem ward die Aufforderung,
den Göttern zu opfern, und von jenem die standhafte Weigerung,
wie bei dem ersten Verhöre, erneuert. Maximus schritt wieder zu
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen