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Die heilige Iuliana, Jungfrau und Martyrin.
(Am I«. Februar.)
Iuliana war zu Nikomcdicn in Bithym'en geboren. Ihr Va-
ter, Afrikanus, war ein Heide, ihre Mutter aber weder der heidni:
schen, noch einer andern Religion zugethan. Die Tochter, ein Mäd-
chen mit ausgezeichneten Gaben des Verstandes und des Herzens,
überzeugte sich von der Thorheit der heidnischen Götterlehre, besuchte
heimlich vor ihren Aeltcrn die Versammlungen der Christen, und be-
kannte sich bald öffentlich zur Religion des Gekreuzigten. Als sie
erst neun Jahre alt war, wurde sie von ihrem Vater einem vorneh-
men Jünglinge, Eleusius mit Namen, zur Ehe versprochen. Als sie
das achtzehnte Jahr erreicht hatte, sollte die eheliche Verbindung
vollzogen werden. Allein die christliche Jungfrau gab ihre Einwilli-
gung nur unter der Bedingung dazu, daß Eleusius, der indessen
Stadtvogt geworden war, ebenfalls das Christenthum annehme. Da-
zu wollte er sich abcr nicht entschließen. Der Vater suchte anfäng-
lich durch zärtliche Liebkosungen, und durch schmeichelhaftes Zureden
feine Tochter zu bereden, und dann, als er seine Bemühung frucht-
los sah, durch harte Behandlung und Schläge sie 'zu zwingen, daß
sie die eheliche Verbindung eingehe. Iuliana aber blieb standhaft
auf ihrem Entschlüsse.
Auch ihr Liebhaber, der Stadtvogt Eleusius, erschöpfte sich in
Beweisen verführerischer Zärtlichkeit, und in glänzenden Verheißungen,
durch die er die Jungfrau für sich zu gewinnen hoffte. Allein sie
blieb unerschüttert, und wiederholte nur die Bedingung, daß sie ihn
ehelichen werde, wenn er zum christlichen Glauben sich bekenne.
Eleusius sing endlich an zu drohen, und als Iuliana unbewegt blieb,
ließ er seine Drohung in Erfüllung bringen. Er ließ sie entkleiden,
auf den Boden werfen, und mit Ruthen sehr grausam schlagen, dann,
weil sie auf dem Bekenntnisse des Gekreuzigten standhaft blieb, bei
den Haaren aufhängen. Durch sechs volle Stunden schwebte sie in
so qualvoller Marter zwischen Himmel und Erde. Sie flehte zu Je-
sus Christus um Stärke, und verharrte im heiligen Glauben. Dar-
über gcrieth Eleusius in die höchste Erbitterung. Er ließ sie herun-
ternehmen, wieder auf den Boden werfen, und mit angezündeten
Stoppeln und kleinen Reisern ihren Körper überschütten. Endlich
wurden glühende Eisen durch ihre Schenkel gestochen, und darauf die
unerschütterte Dulderin in's Gefängniß geführt. Voll Inbrunst sichte
sie da zu Gott um Hilfe. Ihr Flehen ward erhört. Sie erlangte
erfreuenden Trost ihres Geistes, und mächtige Erquickung ihres schmerz-
lich mißhandelten Körpers. —
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen