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552 Der heilige Phokas, ein Gärtner.
durch seine Arbeit so viel erwarb, daß er seinen sparsamen Unterhalt
davon haben, und über das noch den Nothdürftigen wohlthätige Un-
tcrstützung reichen konnte. Sein kleines Haus stand allen offen, die
in demselben Herberge nehmen wollten. Gott belohnte die Mild-
thätigkeit seines Dieners mit der Gnade des Marterthums. Er wurde,
nachdem er sich durch viele Jahre mitten unter einem abgöttischen
und lasterhaften Volke, als ein zweiter Loth, gerecht bewiesen, und
nie eine Gelegenheit, die Werke der Liebe auszuüben, versäumt hatte,
sein Blut für Jesus Christus hinzugeben, gcwürdiget.
Während einer heftigen Verfolgung der Christen wurde er dem
Statthalter als Bckenncr Jesu angezeigt. Dieses vermeinte Verbre-
chen wurde darum für hinlänglich erwiesen angeschen, weil es stadt-
kundig war, und man glaubte deßwegen einc förmliche Untersuchung,
oder gerichtliche Verhandlung übergehen zu dürfen. Der Mann war
in den Augen des stolzen Statthalters vielleicht zu geringe, als daß
es ihn der Mühe werth dünkte, viele Umstände und Weitläufigkeiten
in Ansehung seiner Verurtheilung zu machen. Phokas war Christ,
und dieses war genug, ihn zum Tode zu verdammen; er war ein
gemeiner, ungcachtcter Mann, und dieses reichte hin, das Vcrdam-
mungsurtheil auf dem kürzesten Wege an ihm vollziehen zu lassen.
Es wurden daher Schergen abgeschickt, die ihn aufsuchen und sogleich
todten sollten. Die Schergen forschten außerhalb der Stadt nach
ihm, konnten ihn aber nicht auffinden. Weil sie nicht unverrichtetcr
Dinge zurückkehren wollten, so traten sie in ein Haus, um da aus-
zuruhen, und allenfalls auch den Aufenthaltsort desselben zu erfrage».
Dieses war gerade das Haus des Phokas, und der, den sie suchten,
stand vor ihnen, ohne daß sie ihn erkannten. Phokas nahm sie,
wie er es bei allen Fremdlingen zu thun gewohnt war, sehr liebreich
auf, und bewirthete sie, so gut er es vermochte. Während der Mahl-
zeit befragte er sie um ihre Geschäfte, und sie entdeckten ihm, nach-
dem sie sich das Versprechen strenger Verschwiegenheit von ihm hat-
ten geben lassen, daß sie einen Christen, Phokas mit Namen, auf-
suchen, um ihn nach dem Befehle der Obrigkeit zu todten. Phokas
war darüber so wenig betroffen, daß er sich vielmehr der nahen
Marterkrone in seinem Herzen innigst freute. Er sagte zu den Scher-
gen, daß er den, welchen sie aufsuchen, sehr gut kenne, und ihnen
am folgenden Morgen gewisse Auskunft über dessen Aufenthaltsort
geben wolle. Die Schergen ließen sich, als sie dieses vernommen
hatten, gerne bereden, bei ihm die Nachtherberge zu nehmen. Der
Diener Gottes machte, nachdem sich seine Gäste zur Ruhe begeben
hatten, sein Grab, und bereitete sich zum Tode. Als es Tag ge-
worden war, sprach er zu den Schergen: „Phokas hat sich gefun-
den, und ihr könnt ihn in Verhaft nehmen, wenn ihr wollet." Hier-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen