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554 Der heilige Sermus, Gärtner und Märtyrer.
Acht, den man von jeder züchtigen Frauensperson erwartet." Die
Frau bcgad sich zwar hinweg, ward aber sehr erzürnt darüber, daß
sie ihre Absicht entdeckt und verfehlt sehen mußte. Von bitterer
Rachsucht getrieben, schrieb sie an ihren Mann, der ein angesehener
Offizier im Gefolge des Kaisers war, der Gärtner Serenus habe sie
beschimpft. Der Offizier klagte deßwegen bei dem Kaiser, und er-
wirkte einen Befehl an den Statthalter der Provinz, daß dieser die
Sache untersuchen, und die Schmach, welche der Frau angethan
worden, strenge bestrafen solle. Der Statthalter ließ sogleich den
Serenus rufen, und nachdem er sich, wie gewöhnlich, nach seinen
Namen und Umstanden erkundiget hatte, fragte er ihn, warum er
die Gemahlin des Offiziers beschimpft habe? Serenus erwiederte:
„Ich habe Niemand beschimpft!" Der Statthalter ward erzürnt,
wandte sich zu dem Offizier, uno sprach: „Ueberzeuge du ihn, welche
Frau er beschimpft habe, als sie in seinem Garten spazieren ging."
Jetzt siel dem Serenus ein, von was für einer Beschimpfung die
Rede sey. Unerschrocken sprach er: „Ich erinnere mich einer Frau,
welche vor einiger Zeit, zu einer ungebührlichen Stunde in meinem
Garten spazieren gehen wollte. Ich stellte sie darüber zur Rede
und sprach zu ihr, es sey für eine rechtschaffene Frau nicht anstän-
dig, zu dieser Zeit aus dem Hause ihres Mannes zu gehen." Der
Offizier, welcher durch diese Antwort von der schlechten Aufführung
seiner Gemahlin Kunde erhielt, ward beschämt, und ließ es sich nicht
mehr einfallen, auf Genugthuung zu dringen. Der Statthalter
dachte dem, was er eben vernommen hatte, weiter nach, und kam
auf den Gedanken, Serenus sey gewiß ein Christ, weil nur die
Christen es für unanständig hielten, daß ein Frauenzimmer zu einer
ungebührlichen Stunde aus ihrem Hause gehe. Er befragte deßwe-
gen den Gärtner um seine Religion. Ohne Bedenken antwortete
dieser: „Ich bin ein Christ!" Der Statthalter sprach: „Wo hast
du dich bis daher verborgen gehalten, und wie dich dem Götzenopfer
entzogen?" Serenus antwortete: „Weil es Gott so wollte, wurde
mein Leben bis auf diese Stunde erhalten. Ich war bis daher dem
Steine gleich, der von den Bauleuten verworfen wird. Jetzt aber
will der Herr zu seinem Baue mich verwenden. Es hat ihm ge-
fallen, mich entdeckt werden zu lassen, und ich bin bereit, um seines
Namens willen zu leiden, damit ich mit seinen Heiligen an seinem
Reiche Theil zu nehmen gewürdiget werde." Dieses muthuolle Be-
kenntniß erregte den Zorn des Statthalters so sehr, daß er auf der
Stelle das Todcöurtheil über den Serenus aussprach. Der gottselige
Greis wurde hinausgeführt und enthauptet.
Der rechtschaffene Christ ist sehr wachsam auf Alles, was seine
Tugend gefährden könnte; aber auch unerschütterlich stark im Kampfe,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen