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558 Der heilige Philippus, Bischof zu Heraklea :c.
weniger durch Weisheit der Lehre, als durch Vollkommenheit des
Wandels ausgezeichnet, und eben deßwegen von den Gläubigen hoch:
verehrt war. Er wurde zum Diakon, bald darauf zum Priester,
und endlich, nach dem einstimmigen Wunsche des christlichen Volkcs,
zum Bischöfe in Hcraklea bestellt. Mit dem segenvollsten Eifer
stand er dem heiligen Amte vor. Der Priester Scvl.'rus und dcr
Diakon Hermes waren seine Schüler, die er mit väterlicher Sorge
in der Erkenntniß der heiligen Lehre immer mehr zu vervollkomm-
nen, und mit dem Eifer für den heiligen Glauben zu erfüllen strebte,
von dem er selbst erfüllt war. An ihnen hatte er eben so thätige
Gehilfen in seiner Amtsführung, als muthvolle Genossen seiner Lei-
den und seines Martertodes. Mit hohem Muthe sah Philippus dem
Sturme der diokletianischcn Verfolgung entgegen, gestärkt durch die
Zuversicht, daß der Herr sein Schifflein, wenn es von wilden Mec-
reswogen auch noch so gewaltig hin und' her geworfen werde, doch
nicht werde zu Grunde gehen lassen. Durch anhaltendes Gebeth
kämpfte er für seine geliebte Hcerde, und bekräftigte sie zum bevor-
stehenden Kampfe. Als die Verfolgung wirklich hereinbrach, redeten
ihm viele zu, daß er die Stadt verlassen und durch die Flucht sich
seiner Hecrde erhalten solle. Er aber weigerte sich es zu thun.
„Es wird geschehen, was Gott gefällt!" sprach er.
ES war kurze Zeit vor dem Feste der Erscheinung des Herrn,
als er die versammelten Gläubigen auf die nahe Verfolgung auf-
merksam machte, und mit feuriger Beredtsamkeit zum muthvollen
Kampfe sie ermunterte. Er sagte unter andern: „Weder die Dro-
hungen der Gottlosen, noch die Martern, die sie euch anthun wer-
den, sollen euch erschüttern, denn Christus ist es, der seinen Kämpfern
die Kraft zu leiden, und dann auch den herrlichen Lohn für die er-
duldeten Leiden gibt." Der Bischof hatte seine Rede noch nicht
vollendet, als schon Aristemachus, der Commandant der Stadtgarni-
son , in die Versammlung hcreintrat, mit dem Befehle des Statt-
halters, die Kirche zu räumen, sie zu schließen, und sogar die Thü-
ren zu versiegeln. Als Philippus ihn erblickte, erklärte er ihm, daß
er sich sehr irre, wenn er glaube, daß die Christen durch die Aus-
schließung aus der Kirche können getrennt werden von ihrem Gott,
welcher nicht innerhalb der Mauern eingeschlossen, sondern überall
sey, und auch in dem Herzen der Menschen wohne. Er führte die
Worte des Isaia? an. So spricht Iehova: „Der Himmel ist mein
Thron, die Erde meiner Füße Schemel; wo könnte stehen das Haus,
das ihr mir bauen wollt, und wo die Stätte, da ich ruhen soll?"
(Ies. 66, 1.) Aristemachus schaffte alle Christen zur Kirche hinaus,
verschloß die Thüren, und versiegelte sie. Die Bestürzung der Gläu-
bigen war groß und allgemein. Am andern Tage versammelten sie
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen