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Am 16. Jul i . LUl
den Bau der neuen Kirche der Auferstehung in Augenschein zu neh-
men, reiste er mit Theognis von Nicäa, einem Gefährten, der seiner
ganz würdig war, nach Jerusalem. Ihr Weg fährte sie über An:
tiochien, wo sie von Eustathius mit geziemender Ehre empfangen
und bewirthet wurden, und auch gegen ihn, so freundlich als ehr-
erbietig, aber mit lauernder Tücke, sich erzeigten. In Palästina
besprachen sie sich mit andern Bischöfen ihrer Partei. Diese gaben
ihnen auf ihrer Rückreise unter dem Scheine einer Ehrenbezeugung
das Geleite bis Antiochia. Hier stifteten sie eine feile Buhlerin an,
den heiligen Bischof als Water eines Kindes, welches sie geboren
hatte, anzugeben. Sogleich versammelten sie sich zu einem Con-
cilium in Antiochia selbst, dem Sitze des Eustathius, ließen das
Weibsbild die ihr aufgegebene Rolle spielen, deren Eid für einen
Erweis gelten, obgleich der Apostel an den Bischof Timothcus
schreibt, er solle wider einen Priester keine Anklage annehmen, welche
nicht beruhe auf zwei oder drei Zeugen, und verdammten den heili-
gen Eustathius als einen solchen, der wegen Unzucht seiner Würde
entsetzt werden müsse. Umsonst erhoben sich andere Bischöfe wider
diese himmelschreiende Ungerechtigkeit. Das Afterconcilium ernannte
zum Nachfolger des Eustathius den Paulinus, Bischof von Tyrus.
Darüber gerieth das antiochcnischc Volk in große Unruhe, und er-
regte einen Aufstand. Diesen Umstand benutzten die Arianer. Sie
gaben den Eustathius als den Urheber desselben bei dem Kaiser an,
und brachten auch die obenerwähnte, schamlose Verleumdung bei
demselben vor. Constantin ließ sich gegen den heiligen Bischof ein-
nehmen, hielt ihn für schuldig, und verbannte ihn nach Trajanovo-
lis in Thrazien.
Eustathius ertrug die gegen ihn verübte Ungerechtigkeit mit
schweigender Geduld, nachahmend das Beispiel des Erlösers, der,
ohne den Mund zu öffnen, von den Juden sich anklagen, und
verdammen ließ. Bei der Trennung von seiner geliebten Heerde er-
mähnte er diese sehr nachdrücklich, daß sie auf dem katholischen Be-
kenntnisse feststehen, und sich ja nicht von der falschen Lehre bethö-
ren, nicht von den reißenden Wölfen schrecken, und nicht zum Ab-
falle sich verleiten lassen solle Die Einsichtsvollen und die im
Glauben Stärkern ermunterte er, daß sie sich der Schwächern an-
nehmen, und sie festhalten möchten. Priester, Diakonen und Schaa-
ren des Volkes begleiteten ihn, als er aus Antiochia weggeführt
wurde; sie waren untröstlich über seinen Verlust, und weinten um
ihn, wie Kinder um den sterbenden Vater. Er trennte sich von
ihnen, aber, wie der heilige Chrysostomus sagt, nur dem Leibe nach.
Dem Geiste nach, durch fortgesetzte Sorge und Liebe, und durch
brünstige Fürbitte, blieb er fortwährend bei seiner bedrängten Kirche.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen