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Am 0. Dezember. «05
obenerwähnten gottseligen Bischof, erbaut worden seyn soll. Nicht
lange nachher wurde er zum Abte des Klosters bestellt. Er regierte
mit Weisheit, leitete mit sanfter Liebe seine Untergebenen auf dem
Wege klösterlicher Zucht zur Vollkommenheit, und leuchtete ihnen
durch sein eigenes Beispiel vor. Bald fühlte er sich getrieben von
der Begierde nach größerer Einsamkeit, um der Betrachtung göttlicher
Dinge noch ungestörter obliegen zn können. Er verließ deßwegen
das Kloster, um sich in eine ägyptische Wüste zu begeben. Vorher
noch aber wollte er die heiligen Orte in Palastina besuchen. Er
reiste dahin. Mit gerührter Ehrfurcht betrat er die heilige Stätte,
auf welcher der Sohn Gottes für das Heil der Menschen in bluti-
gem Tode sich geopfert hatte, und entflammte seine brünstige Liebe
zu dem göttlichen Erlöser. Eine höhere Eingebung sagte ihm, daß
er nicht nach Aegyptens Wüsten sich begeben, sondern in sein Kloster
wieder zurückkehren solle. Er gehorchte bereitwillig dem himmlischen
Winke, so sehr es auch seiner Neigung entgegen war. Auf der Rück-
reise sagte er den Schisfleuten vor, daß ein schwerer Meeressturm sie
überfallen werde. Der Sturm erfolgte wirklich, und war so fürch-
terlich, daß Niemand mehr an dem Untergange des Schiffes zwei-
feln konnte. Nikolaus flehte zu Gott um Hilfe. Sein Flehen
ward erhört. Der Sturm legte sich, und das Schiff ward zur un-
aussprechlichen Freude Aller, die sich auf demselben befanden, geret-
tet. Nikolaus kam in sein Kloster nun zurück, und setzte die Re-
gierung desselben, und dabei seine ausgezeichnete Gottseligkeit, ver-
bunden mit sehr strenger Lebensweise, wieder fort.
Die Stadt Myra, die nicht weit vom mittelländischen Meere
lag, war die Hauptstadt des Landes. Es war in derselben ein
Bischof (in der Folge ein Erzbischof, der bis 36 Bischöfe unter sich
gehabt hat). Dieser bischöfliche Stuhl war jetzt erlediget. Die
Bischöfe von Lycicn versammelten sich, denselben mit einem würdigen
Hirten zu besetzen. Inbrünstig flehten sie zu Gott, daß er sie in
dem so wichtigen Wahlgcschäfte leiten wolle. Einem alten, ehrwür-
digen Bischöfe gab der Herr ein, daß sie d»,ii erwählen sollten, wel-
cher des andern Tages in der Frühe zuerst in die Kirche kommen
würde. Um eben diese Zeit war auch Nikolaus, Geschäfte halber,
nach Myra gegangen. Als er frühe nach seiner Gewohnheit zur
Kirche kam, wurde er einstimmig für den erkannt, den Gott zum
Bischöfe bestimmt habe. Er ward darüber um so mehr betroffen,
da er unbemerkt in der Stadt zu seyn glaubte. Er weigerte sich,
die bischöfliche Würde anzunehmen, weil er im Gefühle tiefer De-
muth sich derselben unwürdig hielt. Endlich mußte er der überein-
stimmenden Erklärung der Bischöse, und den lauten Wünschen des
Volkes nachgeben, und die Weihe empfangen. Gott allein weiß,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen