Seite - 728 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 728 -
Text der Seite - 728 -
728 Die heiligen Makare, Einsiedler.
dahin, warf sich auf seine Kniee, und bethete zu Jesus Christus.
Dann rief er mit lauter Stimme dem Todten: ob der wirklich der
Mörder sey, der dessen beschuldiget werde? Aus dem Grabe erscholl
die Antwort, daß er es nicht sey. Die Anwesenden staunten, war:
fen sich, durchdrungen von Ehrfurcht, vor Makarius zur Erde und
bathen nach einer Weile ihn, daß er den Todten noch fragen solle,
wer sein Mörder sey? Darauf antwortete der Einsiedler: „Das
werde ich nicht thun. Es ist mir genug, daß ich den Unschuldigen
gerettet habe; es geziemt mir aber nicht, den Schuldigen zu erfor-
schen." Ein andersmal traf Makarius auf dem Felde ein Weib an,
welche Achren sammelte und dabei kläglich weinte. Als er sie um
die Ursache ihres Kümmcrniffes fragte, sagte sie ihm: Jemand habe
ihrem Manne etwas aufzubewahren anvertraut; der Mann sey plötz-
lich gestorben, ohne den Ort , wo er das anvertraute Gut aufbe-
wahrt habe, zu entdecken; der Eigenthümer fordere dasselbe zurück,
und weil es ihm nicht gegeben werden könne, eigne er sie, die Frau, und
ihre Kinder sich als Sklaven zu. Makarius ließ sich den Ort wei-
sen , wo die Leiche begraben lag, ging an denselben hin, bethete,
rief dem Todten zu, daß er den Bcwahrungsort des anvertrauten
Gutes anzeigen solle. Es geschah durch eine vernehmliche Stimme.
Das Gut ward aufgefunden, dem Eigenthümer zurückgestellt, und
die trostlose Wittwe mit ihren iammemdcn Haiscn dem Sklaven-
dicnste entrissen. Zu den Krankenheilungen bediente sich Makarius
oft eines geweihten Ocles, dessen Gebrauch Gott nicht selten mit
wundervoller, mit plötzlicher Heilung segnete. Auf solche Weise ward
geheilt ein Mädchen, welches an einigen Theilen des Leibes zu fau-
len anfing, einen unausstehlichen Gestank verbreitete, und deßwegen
von seinen unmenschlichen Eltern vor die Zelle des Makarius hinge:
tragen und verlassen wurde.
Es sammelten sich viele Jünger um den heiligen Makarius.
Er ward der Vorsteher mehrerer und zahlreicher Genossenschaften,
die sich in Lybiens Wüsten dem beschaulichen Leben widmeten. Er
leitete sie, nicht so viel durch Vorschriften und Regeln, als durch
das Vorbild seines heiligen Wandels, welchem kindliche Einfalt, und
tiefe Demuth den höchsten Glanz verschafften. Einst kam er auf
den Berg Nitria. Auf demselben wohnende Mönche baten ihn, daß
er, als ein bewahrter Einsiedler, Worte des Heils ihnen vortragen
solle. Deffen weigerte er sich aber, indem er sagte: „Ich habe wohl
Einsiedler gesehen, ich selbst verdiene aber diesen Namen nicht," und
erzählte dann, daß er sich einmal in das Innerste der Wüste Scithy
begeben, und da auf einer kleinen Insel zwei Menschen gefunden
habe, welche schon vierzig Jahre, von allem Irdischen ganz entblößt,
Gott dienten. Die Belehrungen, die er seinen Jüngern gab, warc»
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen