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Der heilige Ambrosius, Erzbischof zu
Ki rchen leh re r .
(Am ?.
Das Leben des heiligen Ambrosius hat, auf Verlangen des
heiligen Augustins, Paulinus beschrieben, ein Geistlicher der Kirche
zu Mailand, der mit dem heiligen Erzbischof gleichzeitig lebte, und
nebst den kirchlichen Diensten das Geschäft eines Geheimschreibers
bei demselben versah. Was er schreibt, davon war er selbst Augen»
zeuge, oder er empfing es von Augenzeugen, besonders von der Mar?
cellina, der Schwester des heiligen Ambrosius.
Dieser war aus einem edlen Geschlechte Roms geboren um das
Jahr 340 in Gallien, wo sein Vater, der auch Ambrosius hieß,
Befehlshaber der kaiserlichen Leibwache, also einer der mächtigsten
Männer im Reiche war. Eines Tages ward der holde Knabe auf
den Vorplatz des elterlichen Palastes in der Wiege hingestellt. Da
schlief er mit geöffnetem Munde. Auf einmal flog ein Bienenschwarm
herzu, ließ sich auf sein Angesicht nieder, und die kleinen Thierchen
krochen in den Mund ein und aus. Der Vater sah es, ward sehr
betroffen, und verbot der Wärterin, die bei der Wiege sich befand,
die Bienen wegzutreiben, in der Besorgniß, daß sie, dadurch gereizt,
dem Kinde schaden möchten. Bald erhob sich der Bienenschwarm
in die Luft hoch empor, und verlor sich aus den Augen. Dem Va-
ter kam die Sache als etwas Außerordentliches vor, und er sprach:
„Bleibt das Kind am Leben, so wird etwas Großes aus ihm wer-
den." In der Folge zweifelte man nicht, Gott habe auf wunder-
bare Weise den großen Segen andeuten wollen, der aus dem Munde
des berühmten Kirchenlehrers durch Verkündigung der heiligen Lehre
floß, indem man auf das seltene Ereigniß die Worte bezog: „Gleich
dem reinsten Honig sind anmuthigc Reden, der Seele süß, und heil-
sam dem Leben/- (Sprichw. 16 , 34.) Ambrosius war noch ein
Kind, als sein Vater starb, der außer ihm noch einen Sohn, den
Uranus, welcher öfters auch Satyrus genannt wird, und eine Toch-
ter, die Marccllina, welche sich dem jungfräulichen Stande widmete,
hinterließ. Von seiner frommen Mutter ward er zur Tugend und
Gottseligkeit angeführt, unter ihren Augen genoß er eines vortreffli-
chen Unterrichts, durch den der lehrbegierige Geist des mit großen
Gaben geschmückten Jünglings herrlich gebildet wurde. Nicht ge-
schmeichelt von frühcrem Glänze seines Hauses, noch von dem, wel-
cher die Würde des Vaters auf ihn warf, freute er sich seiner Base,
der heiligen Sotcira, einer Jungfrau, welche zur Zeit der diokletia-
nischen Verfolgung, ohne eine Thräne zu vergießen, als ihr schönes
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen