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7'>4 Der heilige Johannes Chrysostomus, Bischof:c.
den Wissenschaften von den besten Meistern sorgfältig unterrichten.
Nachdem (5hrysostomus den Lauf seines wissenschaftlichen Unterrichtes
vollendet hatte, war er gesonnen, sich ganz dem Leben beschaulicher
Andacht zu widmen. Er blicb aber diesem Entschlüsse nicht getreu;
sondern gesteht selbst, daß er die Welt lieb gewann, und sich mit
leidenschaftlicher Lust vom Vergnügen des Schauspieles hinreißen ließ.
Seiner Bercdtsamkeit sich bewußt, wählte er nun die gerichtliche
Laufbahn, in der seit vielen Jahrhunderten die talentvollsten Jung:
lingc sich gern auszeichneten, und welche ihnen die Bahn zu den
höchsten Ehrenstcllcn öffnete. Er hielt als Rechtsanwalt Reden,
welche bewundert wurden. Da er aber bald von der Unlautcrkcit,
mit welcher die Rechtssachen betrieben wurden, sich überzeugte, so
verließ er wieder diesen Beruf, und beschloß, allein der Weisheit des
Christenthums sich zu weihen, dem Lesen und Betrachten der heili-
gen Schrift, dem Gebethe, der öftcrn Theilnahme an dem öffentli-
chen Gottesdienste. Gott fügte es, daß der heilige Melctius auf
ihn aufmerksam ward, und ihn näher an sich zog. Der Patriarch
erkannte die glänzenden Gaben des Jünglings, und gewann ihn der
edlen Vorzüge seines Herzens und seiner Gesinnung wegen sehr lieb,
so daß er ihn beinahe drei Jahre täglich bei sich sah, ihm heilsamen
Unterricht gab, und ihn in's Haus würde genommen haben, wenn
die zärtliche Mutter sich hätte entschließen können, den geliebten
Sohn aus dem ihrigen z ^ entlassen. Während dieser Zeit ward er
getauft, und von Mcletius zum Kirchenleser geweiht. Vom Tage
an, als er getauft worden, soll er niemals ein beleidigendes Wort
gesagt, nie Jemanden übel nachgeredet, nie Antheil an ungeziemen-
den Scherzen Anderer genommen haben. AIs Meletius um das
Jahr 370 zum drittenmal? verbannt ward, schloß (ihrysostomus sich
an den Priester Diodor an, den er seinen Vater nennt, und von
dem er sich in der Erklärung der heiligen Schriften leiten ließ. Sein
innigst geliebter Jugendfreund war Basilius. Sobald Lhrysostomus
der gerichtlichen Laufbahn entsagt hatte, lebten sie beständig mit ein-
ander, und wollten eine gemeinschaftliche Wohnung beziehen, welches
aber Anthusa durch ihr Flehen abwandte. Im Hause der Mutter
genoß Chrysostomus aller möglichen Freiheit. Sie besorgte seine
äußerlichen Bedürfnisse. Er lebte, mit seinem Freunde, der Betrach-
tung und dem Gebethe, fastete, wachte, und übte mancherlei andere
Abtödtung. Um diese Zeit scheint er das heilige Land, und die Or:
densgcistlichen bei Zeugma am Euphrat besucht zu haben. Und zu
dieser Zeit war es auch, daß er zwei junge Männer, den Theodor
und Maximus bewog, sich ganz der Betrachtung göttlicher Dinge
zu widmen. In der Folge wurde ersterer Bischof zu Mopsvestia in
Cilicien, letzterer zu Seleucia in Isaurien.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen