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Am 27. Jänner. 757
mals, als er noch. Priester zu Alexandrien war, hatte cr seine Zu-
hörer ermuntert, alle Sonntage Armcnsammlungen in den Kirchen
zu machen. In Fällen des dringenden Bedürfnisses machte er sich
kein Gewissen daraus, seidenes, goldenes und silbernes Kirchengeräth
zu veräußern, und die durstigen Brüder und Schwestern Jesu Christi
zu laben. Er widmete auch den Armen und Leidenden einen Theil
seiner kostbaren Zeit, untersuchte selbst, ob es den Kranken an nichts
gebräche; besuchte die Gefangenen, nahm sich der Fremden an, war
der Trost unglücklicher Sclaven, und verwandte für Unterdrückte sich
bei der Obrigkeit. Mit zartester Sorgfalt nahm er sich der gottge-
weihten Jungfrauen und der Ordcnsgeistlichen an. Er schützte sie,
sorgte väterlich für sie, ermähnte sie väterlich, redete aber auch sehr
ernsthaft mit denen, welche ihres Standes uneingedenk, unter dem
Vorwande des Fastcns und Bcthcns umher liefen, träge zur Arbeit,
und beseelt vom Geiste der Welt waren. Unter diesen waren einige,
welche nachher, so wie schlechte Geistliche, seine bittersten Feinde wur-
den. Mit muthvollem Eifer bekämpfte er die Irrlehren, schont ,iber
mit sanfter Liebe die Irrlehrer, und strebte, sie auf den Weg der
Wahrheit zurückzuführen. Tag und Nacht forschte cr in den heili-
gen Schriften, in dieser unergründlichen Urquelle der Weisheit und
Im Jahre 400 wurde zu Constantinopel eine Versammlung
von zwei und zwanzig Bischöfen, untei oem Vorsitze des heiligen
Chrysostomus, wir wissen nicht auf welche Veranlassung, gehalten.
Im folgenden Jahre reiste der Patriarch, obgleich cr unpäßlich war,
nach Ephcsus, auf dringendes Verlangen der dortigen Geistlichkeit,
um die bevorstehende Bischofswahl zu leiten. Die Gemeinde zu
Ephesus war in zwei Parteien getheilt, die zwei vcrschi-edcnc Bischöfe
haben wollten. Chrysostomus schlug einen dritten vor. Dieser ward
einstimmig gewählt, wodurch die Spaltung gehoben wurde. Es
w^rcn siebenzig Bischöfe in Ephesus versammelt. Am Ende des
April 401 kehrte Chrysostomus nach Constantinopel zurück, und
ward von seiner Gemeinde mit großer Freude aufgenommen.
Theophilus, der Patriarch von Alexandrien, verfolgte in seinem
stolzen Ucdcrmuthe die Einsiedler der ägyptischen Wüsten, und schloß
viele derselben von seiner Kirchcngemcinschaft aus. Fünfzig von ih-
nen, lauter Greise, die in harter Abtödtung grau geworden waren,
kamen nach Constantinopel, Zuflucht bei Chrnsostomus zu suchen.
Dieser nahm sie liebevoll auf, und erließ ein brüderliches Schreiben
an Thcophilus, in dem er ihn bat, ihm als einem Bruder, ja als
einem Sohne, die Liebe zu erweisen, diese Männer wieder aufzuneh-
men. Der stolze Theophilus würdigte ihn aber keiner Antwort,
wohl aber schickte cr Abgeordnete nach Constantinopcl mit Anklagen,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen