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782 Der heilige Hi
auf diest. Bahn sein Gefährte. Beide wurden zum öffentlichen Un?
terrichte nach Rom geschickt, wo sie die schönen Wissenschaften lern-
ten, und sich in der Beredtsamkeit übten. Gerne besuchten sie, we-
nigstens in den ersten Jahren ihres Aufenthaltes zu Rom, am Sonn-
tage , mit andern Schulgenossen, die Gräber der heiligen Apostel
Petrus und Paulus, wie auch anderer heiliger Märtyrer. Mit sei-
nem innigst geliebten Jugendfreunde Bonosus reisete er nach Trier
an das Hoflager des Kaisers Valcntinian I. Da schrieb er mehrere
Schriften des heiligen Hilarius ab mit eigener Hand, für seinen
Freund Rusinus. Von Trier kehrte er nach Rom wieder zurück,
wo er getauft ward zur Zeit des Papstes Liberius, also vor dem
Jahre 366. Um das Jahr 372 scheint er in Aquileia gewesen zu
seyn, wo er Umgang hatte mit dem Bischöfe dieser Stadt, dem hei-
ligen Valerian, und andern gottseligen Männern. Kurze Zeit dar-
auf war er wieder in Rom, wo es ihm aber bald nicht mehr ge-
fiel, weil er seinem Wunsche, der einsamen Betrachtung sich zu wid-
men , in der gcoßen geräuschvollen Stadt nicht nachleben konnte.
Er beschloß in eine Wüste Asiens zu gehen, und trat seine Reise
dahin an mit Evagrius, einem antiochcnischen Priester, der sich seit
mehreren Jahren in Italien aufgehalten hatte. Wahrscheinlich ward
er auch begleitet von seinen Freunden Heliodorus, Innocentius und
Hylas. Eine längere Zeit hielt er sich auf zu Antiochia, wo er
eine Auslegung des Propheten Abdias schrieb. Da seine Gesundheit
durch Anstrengung des Kopfes sehr gelitten hatte, führte ihn Evag-
rius auf sein Landgut Moronia, welches von Antiochia eine Tagreise
entfernt lag, auf daß er in ländlichem Aufenthalte sich erholen
möchte. Im Jahre 354 begab er sich in die chalcidische Wüste, in
welcher Einsiedler lebten, die in strenger Abtödtung dem beschaulichen
Leben sich widmeten. Bald ward er eifriger Nachahmer ihrer stren-
gen Lebensweise. Er lebte nun sehr einsam, unter sengendem Son-
ncnstrahle, ausgenommen, wenn Evagrius ihn besuchte. Sein Kleid
war ein härener Sack; seine sich schwärzende Haut deckte das dürre
Gebein. Er übte die strengsten Abtödtungen des Fastens und des
Wachens, und erarbeitete sich im Schweiße des Angesichtes das We-
nige, was er zi> seinem Unterhalte bedürfte, nach dem Beispiele und
Ausspruche des Apostels Petrus: „Wer nicht arbeiten will, soll auch
nicht essen." Der strengen Abtödtungcn ungeachtet, litt er unaus-
sprechlich viel von Versuchungen des Fleisches. Er suchte sie durch
heilige Vorstellungen zu vertreiben. Oft, sagte er, habe er sich zu
den Füßen Jesu Christi hingeworfen, und sie im Geiste mit seinen
Thränen benetzt; er habe manchmal Tag und Nacht um Erbarmung
gesieht, und mit den Händen sich auf die Brust geschlagen, bis
Gott dem Sturm stille zu werden geboten, und ihm Ruhe gegeben
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen